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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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verhandelte, um die Lage durch neue Transaktionen zu verwickeln, mußte es eine Zeit lang scheinen, als ob diesen: Beginnen in der damaligen deutschen Vertretung ein Protektor entstanden wäre und Deutschlands noch unbefleckter Ruf am goldenen Horn schwebte eine Zeit lang in Gefahr. Deutschland hat sich nur allzu vertrauens­

voll der Führung des befreundeten Kaiferstaates überlassen in der Annahme, daß derselbe als nächster Nachbar des Orients seine und hiermit Mitteleuropa's Interessen kräftig wahrnehmen werde. Nach­dem kein Zweifel darüber obwaltet, daß diese Annahme eine irrige gewesen, wird Deutschland nunmehr genöthigt sein, will es die An­gelegenheit nicht aus unabsehbare Zeit verschleppt sehen, selbstständig die Initiative zu ergreifen. Wer diese künstlich verwickelte Angelegen­heit eingehend durchforscht, wird zu der Ueberzeugung kommen, daß eine autoritative, auch die Ansprüche der deutschen Loosbesitzer berück­sichtigende Untersuchung der Orientbahnanschlußfrage von Zeiten des Deutschen Reiches in hohen: Grade erwünscht, ja im Interesse des deutschen Handels und Verkehrs mit der Levante dringend geboten und einzig und allein geeignet ist, den trotz aller Konventionen noch immer in weiter Ferne stehenden Ausbau der Orientbahnanschlüsse zu beschleunigen. Ulan unterschätze diese Angelegenheit nicht. Nicht mit Unrecht ist hervorgehoben worden, daß die Balkanfrage in erster Linie als Gisenbahnfrage erscheint und zunächst von diesem Gesichts­punkt aus behandelt und ihrer Lösung nähergesührt werden muß.

Ohne eine deutsche Intervention werden die orientalischen Bahnen noch auf Jahre hinaus bleiben, was sie von f873 bis 1883 gewesen sind: todte Zackbahnen zu Gunsten der englischen und französischen Konkurrenz und zugleich der Zpielball einer internationalen und mehr oder minder deutschfeindlichen Fianzspekulation.

An der DenkschriftDeutschland und die Orientbahnen", den: Vorläufer dieses Werkes, ist die Kühnheit des Angriffes gegen ein­flußreiche, wenn auch grundsatzlose Vertreter der hohen Finanz be­denklich erachtet und angedeutet worden, vor diesem nur allzu mächtig gewordenen Factor besser die Waffen zu strecken, da ja gegen ihn doch Nichts auszurichten sei. Zolcher Rath kann indeß, obschon vielleicht wohlgemeint, nicht befolgt werden, da dieser Angriff mit unüberwind­lichen Waffen begonnen zum Ziege führen wird. Denn unüberwind­lich ist zu allen Zeiten, wenn es im Dienste von Recht und Wahrheit gestanden, das freie Wort gewesen; es hat Altäre und Kronen ge­stürzt, Ueberlieferungen und Ginrichtungen beseitigt und wird fertig werden auch mit der Geld- und Börfenaristokratie des letzten Viertels des neunzehnten Jahrhunderts und wenn sie Millionen von goldenen