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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Erst jetzt, nachdem es sich politisch geeint und verbündet und wirth- schaftlich gekräftigt hat, empfindet Mitteleuropa jene Eingriffe in den Areis seiner natürlichen Interessen und beginnt nun seinerseits, sich aus den alten und bekannten, wenngleich verödeten Wegen den Ländern und Völkern des Grients wieder zuzuwenden. In seinen: Vordringen nach den: Grient hätte Mitteleuropa nur aus geringe Erfolge zu rechnen, wenn es mit den Mitteln der englischen Aonkurrenz vorgehen und sich begnügen wollte, durch bloße Handelsmanipulationen aus jenen Ländern ohne Rücksicht aus das Gedeihen derselben größtmögliche Ge­winne zu ziehen. Steht der Engländer dem Grientalen so sern und sremd gegenüber wie ein Handelsmann, der da kommt und geht, einem seiner unerfahrenen und dazu verschuldeten Aunden, so befindet sich Mitteleuropa dem Grient gegenüber in der Lage eines Nachbars, welcher erkennt, daß es vortheilhaster ist, wohlhabende anstatt ver­armte Nachbarn zu haben, und nunmehr sich anschickt, nicht wie ein Eroberer mit Gewalt, Brand und Tod und nicht wie ein schlauer Handelsmann mit Wucher, List und Lug, sondern sriedlich und uneigen­nützig wie ein Freund dem unerfahrenen, verarmten und verschuldeten Nachbar werkthätige Hülse zu bringen in dem Bewußtsein der vor­handenen Interessengemeinsamkeit und in der Erwartung, mit den: Nachbar, nachdem es ihm aufgeholfen, in lebhafteren Verkehr und Austausch zu treten.

Deutschland wird seine große sriedensördernde Mission auch im Orient bethätigen können, indem es durch die wirthschaftspolitische Aräftigung und Selbstständigmachung der Orientländer nicht nur für sich, sondern für das gesammte mitteleuropäische Interessengebiet neue konsumtions- sähigere Absatzländer zu schaffen sucht und hiemit zugleich auf die Her­stellung eines wirthschaftspolitische:: Gleichgewichts in Europa drängt, welches bisher in Folge des Uebergewichts des englischen Handels im Orient leider nicht vorhanden war. An die Reichsregierung wird zunächst die Nothwendigkeit herantreten, die wirthschaftspolitischen Ver­hältnisse der Grientländer, vor Allem des türkischen Reiches, einer eingehenden und sachverständigen Untersuchung unterziehen zu lassen. Erst wenn sie sich hierdurch mit der Gewißheit auf ersprießlichen Erfolg eine feste Grundlage für ihr Vorgehen geschaffen hat, wird sie unter Erwirkung von bestimmten Bürgschaften und Verpflichtungen der Hfforte, welche wissen muß, wo sie uneigennützige Freunde und Helfer zu suchen hat, in Aonstantinopel zu Gunsten des wirthschaftspolitischen Wieder­aufbaues des türkischen Reiches einzutreten haben. In der europäischen Türkei handelt es sich wesentlich um die Herstellung einer wirthschafts­politischen Verwaltung unter hervorragender Mitwirkung deutscher