Europa und die Donau.
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Minister Graf Kalnoky über die Ausführung dieser Bestimmung inter- pellirt wurde, mußte er zugestehen, daß die Schleifung der bulgarischen Donau-Festungen noch nicht erfolgt sei. Des Weiteren äußerte der Minister: „Nicht blos von Oesterreich-Ungarn, sondern auch von den anderen Mächten wurde die Ausführung der betreffenden Bestimmung wiederholt in Erinnerung gebracht und entschieden darauf gedrungen; die Durchführung ist jedoch stets an ein und derselben Schwierigkeit, nämlich an der finanziellen Frage, gescheitert. Die bulgarische Regierung entschuldigt die Nichtvornahme der Arbeiten mit der Kostspieligkeit derselben. Es sind übrigens bei einigen Festungen einzelne Theile wirklich abgetragen worden. Es wurde der Bevölkerung die Bewilligung ertheilt, das Baumaterial zu eigenen Zwecken zu verwenden. Ueberdies sind die einzelnen Festungen thatsächlich in einen: sehr schlechten Zustande, und der Gefahr, welche in dem Bestände derselben für die Schifffahrt liegen soll, wird wohl eine zu große Wichtigkeit beigelegt." Diese Antwort vermag gewisse Befürchtungen keineswegs zu verscheuchen.
Friedlicher als in Bulgarien schaut es auf der einst befestigten und wichtigen Insel Adakaleh (Neu-Orsowa) aus, welche im Berliner Frieden vergessen wurde. Zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien, in romantischer Gegend gelegen, steht das kleine Eiland noch heute unter der Souveränetät des Sultans, obschon es von einer Kompagnie österreichischer Soldaten besetzt gehalten wird. Einige hundert Türken bilden die ganze Bevölkerung, welche sich von: Schmuggel nährt. Das kleine Fleckchen der Erde mit der ärmlichen Moschee ist Alles, was der Türkei von ihrem einstigen Länderbesitz an der Donau geblieben ist.
E--S-O-