Dokument 
Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
Entstehung
Seite
49
Einzelbild herunterladen

Der Streit zwischen Hirsch und der Pforte. d

scheint, da die türkischen Bahnen keine Bahnwärter, keine Portiers und dergl. haben, auch keine Tensionen zahlen, so verbleiben 3000 Frcs. per Jahr und Ailometer, d. i. 3 800 000 Frcs. sür das ganze Eisen­bahnnetz als jährlicher Reingewinn. An Betriebsüberschüssen hat Baron Hirsch demnach von s87^ bis s882 etwa 3^,2 Millionen Frcs. in die Tasche gesteckt.

Nichtsdestoweniger weigert sich Baron Hirsch unter allerlei Vor- wänden, der türkischen Regierung den ausbedungenen stacht zu zahlen und er hat in der That auch noch nicht die geringste Auote davon nach Aonstantinopel abgeführt.

Bei seiner Weigerung hat sich Baron Hirsch zunächst auf formelle Gründe gestützt. Nach seiner Ansicht wird der Aachtschilling erst dann fällig,wenn die verschiedenen Theile des Eisenbahnnetzes in der durch die Verträge festgesetzten Weise verbunden sind." So klar drückt sich nun aber der Vertrag vom s8. Mai s872 keineswegs aus. Vielmehr bestimmt H 3: »/rpres l'expiratiou 1a perioäe trunsitoire etublie pour 1e3 6iver3S3 li^nes, In Compagnie paiera au Gouvernement imperial une reäevanee üxe annuelle 6e 8oov Prc3.« And in Ver­bindung hiemit ß ss: »Au perioäe tran8itoire 3era con3i6eree comme terminee, Ior3<^ue un exerciee annuel 8e seru ecoulee apres 1a mise en exploitation complete 6e ces li^nes.« Es wird also hier keines­wegs die Zahlung des H>achtschilb'ngs von der Vollendung des ganzen Eisenbahnnetzes, sondernvon der vollständigen Inbetriebsetzung dieser Linien" abhängig gemacht. Für die Annahme der Türken, daß die Nachzahlung ein Jahr nach der Feststellung jeder einzelnen Linie zu beginnen habe, spricht jedenfalls die Billigkeit.

Um für die sonderbare Thatsache, daß er jährlich die gesammten Überschüsse der Betriebseinnahmen von circa H Mill. Frcs. ohne Weiteres in seine Tasche steckt, einen Schein des Rechtes ausweisen zu können, hat sich Baron Hirsch auf feine Betriebsgesellschaft berufen, welche er mit 50 Mill. Frcs. Aapital ausgestattet haben will Allein aus den angeführten Thatsachen geht für jeden Unbefangenen unzweifelhaft her­vor, daß auch das Fahrmaterial aus den Mitteln der Pforte beschafft wurde und somit Eigenthum derselben ist, wie ja auch die Ergänzung desselben kontraktlich heute noch zu auf Rosten der Hfforte erfolgt und nur 1/5 der Betriebsgesellschaft zufällt, daß sonach Baron Hirsch für seine Betriebsgesellfchaft keinerlei Aapital nöthig hatte.

Bei Beurtheilung der Stellung des Baron Hirsch zur Hfforte wird zunächst immer im Auge zu behalten sein, daß der Erstere der Letzteren gegenüber in keiner anderen Eigenschaft als in der eines ^uasi Generalintendanten gegenübersteht. Bahnkörper und Betriebsmaterial

4