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Denischlaiid und die Vrientbahnen.
fangenen autoritativen Eisenbahnspezialisten untersucht und darnach festgestellt werden, was den Anschluß des türkischen an das mitteleuropäische Bahnnetz zwölf volle Jahre verschleppen konnte. Mit Baron Hirsch und seinen Alauseln wird kurzer Prozeß zu machen und der Ausbau der Anschlüsse durch stetes Drängen aus Erfüllung des Vertrages von s872 zwischen der sDsorte und Baron Hirsch anzustreben sein. U)ie von russischer und englischer Seite, doch minder eigennützig und einseitig, so belehre man vom deutschen Mitteleuropa her die Türken, Bulgaren und Serben über die Nothwendigkeit und den Nutzen der von ihnen zu bauenden Eisenbahnen und unterstütze sie — wo nöthig — in ihren Unternehmungen, unter Umständen selbst in ihren Geldbeschaffungen mit dem ganzen Einfluß und Prestige, welches das Deutsche Reich nach so vielen Richtungen hin besitzt. U)er gegen solche Action Bedenken hegt, der sei an die aktive und erfolgreiche Mirthschafts- politik Englands im Orient erinnert, und würde gewiß zustimmen, hätte er Aenntniß von der englischen Botschastskorrespondenz der letzten fünfzehn Jahre in Bezug auf die türkischen Eisenbahnen. Nicht länger darf Deutschland mit einer Action zu Gunsten des schleunigen Ausbaues der Bahnanschlüsse nach dem Orient zögern, will es nicht, daß die wirtschaftliche Eroberung desselben durch England und Frankreich, welche jetzt schon in das Innere bis Middin und über Mitrowiza nach Novibazar herrschend vorgedrungen sind, für immer und vollends verwirklicht werde.
Deutschlands Verkehrsinteressen erheischen dringend die schleunigste Beendigung des gemeinschädlichen Aampfes der Geldmacht Hirsch gegen die türkische Regierung und den Ausbau der Anschlüsse der türkischen Eisenbahnen. Jeder Tag der Verzögerung bringt den deutschen ZVirthschaftsinteressen zunehmende Verluste. In keiner anderen und in keiner besseren Sache könnte sich Deutschland die Türkei so verpflichten, als durch guten Rath und wirksame Hilfe in dieser Angelegenheit, und wenn zutrifft, was in den unsriedlichen, doch blutlosen Zeitungskämpfen der vorweihnachtlichen Tage im Jahre ^882 gesagt wurde, daß eine „abermalige Schwächung und Benachteiligung der Türkei ein Lebensinteresse Deutschlands berührt", daß „mit der Vernichtung der Türkei Deutschland den Launen einer russisch-österreichischen Aoalition, zu der sich stets bereitwillig Frankreich gesellen würde, preisgegeben und um seine Existenz auf Tod und Leben zu kämpfen gezwungen wäre" — dann würde sich für das deutsche Reich eine treffliche Gelegenheit bieten, durch eine gründliche, auch die Ansprüche der Loosbesitzer berücksichtigende Untersuchung der türkischen Eisenbahnfrage und durch ein auf deren Ergebniß begründetes diplomatisches Einschreiten in dieser überaus