Die Viererkonferenz. 65
um sie wirtschaftlich zu beherrschen und auszubeuten, von größtem Werthe. In solchen! Konkurrenzkämpfe pflegt derjenige, welcher sich verspätet, so leicht nicht mehr aufzukommen.
Und so muß mit Bedauern konstatirt werden, daß die Orientbahnsrage trotz aller diplomatischen und publizistischen Versicherung auch durch die Vereinbarung der Vierer-Konferenz nicht um ein Haar ihrer Lösung nähergerückt worden ist, es wäre denn um einen Schritt seitwärts auf dem jDapier durch Annahme des Anschlusses Vranja-jDristina, auf welchem die österreichische Diplomatie so nachdrücklich bestand. Mit Bedauern muß das von deutscher Seite hervorgehoben werden, denn unter der neuen Verschleppung leidet Deutschland am meisten, weil es noch immer nicht in die Lage versetzt wird, mit Hülfe der fehlenden Eisenbahnverbindung im Orient zu seinem politischen auch wirtschaftlichen Einfluß zu erlangen. Oesterreich-Ungarn leidet freilich ebenfalls darunter, aber nicht unverschuldet, weil es Staatsmänner an leitender Stelle hat walten lassen, welche öffentliche und nationale vor privaten und fremden Interessen zurückstehen lassen.
Gleichzeitig wurden von der Vierer-Konferenz in ihrer Vereinbarung auch einige tarifpolitische Bestimmungen getroffen. Für den internationalen Verkehr sollen die Tarife auf Grundlage des Prinzips der meistbegünstigten Nationen festgestellt werden. Die Vertragschließenden verpflichteten sich, im Verkehr mit anderen Ländern weder mittelbar noch unmittelbar geringere kilometrische Einheitssätze zur Anwendung zu bringen, noch andere Erleichterungen und Begünstigungen zu gewähren, als jene, welche auf dieselben Artikel im Verkehr unter einander angewendet werden. Hiebei wurde auf Oesterreichs Veranlassung wiederum in rührender Besorgniß um Baron Hirsch als „selbstverständlich" eingeschaltet, „daß die vorstehenden Bestimmungen auf die schon vorhandenen ottomanischen Anschlußlinien nur insoferne anwendbar sind, als in Folge früherer Konzessionen erworbene Rechte dem nicht entgegenstehen", wodurch die Einheit und Uebersicht- lichkeit der Tarifirung auf den Orientbahnen nahezu illusorisch gemacht wurde, da die Strecken der Gesellschaft Hirsch weitaus die längsten und daher maßgebenden sind. Baron Hirsch scheint also auch in der Tarifpolitik souverän bleiben zu sollen. Ferner wurden auf Grundlage kilometrischer Einheitssätze für den Personen- und Güterverkehr direkte Tarife mit Konstantinopel, Salonichi und den Hauptstationen vorgesehen, sowie Vorsorge für die Einrichtung durchgehender Eisenbahnzüge getroffen, so daß mindestens ein solcher Zug von Wien, H)est bezw. Konstantinopel, Salonichi aus täglich in jeder Richtung und mit einer Minimalgeschwindigkeit von 35 1<m in der Stunde (im ersten