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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Die serbischen Bahnen.

neue Gesellschaft, welche doch auch ihrerseits und im Hinblick auf die verfahrene Lage des Geschäftes doppelt verdienen will, ihre Forderungen etwa soviel ermäßigte, als durch den Bankerott des Herrn Bontoux in Verlust gerathen war, so wird man ungefähr berechnen können, was der kleine Staat aufzubringen hatte, um sich aus einer, auch für seine innere politische Entwickelung folgenschweren Verlegenheit zu ziehen, in welche man ihn von Wien aus durch die Protektion des Herrn Bontoux gebracht hatte.

In die bedenklichen Einzelheiten der damaligen Transaktionen zwischen jDaris, Wien und Belgrad wird wohl die Oeffentlichkeit über kurz oder lang einmal eindringen. Einige Andeutungen darüber gab ein Wiener Blatt unmittelbar nach der Ausrufung des Fürsten Milan zum Aönige von Serbien unter dem Titel:Bontoux, der Aönigs- macher" zum Besten. Nachdem die Bedingungen, welche derselbe durch seinen Unterhändler Marquis dhHarcourt geboten hatte, angenommen worden waren, wurden (Neue Wiener Tageblatt s882, Nr. 66 vom 7. März),die etwas derangirten Finanzverhältnisse Aönig Milans ge­ordnet und zur Deckung für die Achten des Eisenbahnbaues derUnion Generale" Staatsobligationen im Nominalbeträge von einhundert Mil­lionen zugewiesen. Nun hatte Serbien seinen Eisenbahnbau, nun hatte es eine für seine Verhältnisse beträchtliche Staatsschuld und nun war es auch würdig, in die Reihe der europäischen Staaten einzutreten und Fürst Milan hatte alle Bedingungen erfüllt, um Anspruch auf den Aönigstitel erheben zu können. . . . Aönig Milan ist heute ein Freund Oesterreichs und er verdankt seinen neuen Titel wesentlich der öftere reichischen Protektion. . . . Aber die finanziell - wirtschaftliche Cam­pagne Serbiens war nahezu von einem ebenso großen Mißerfolge be­droht, wie sein Feldzug gegen die Türkei in: Jahre ^876. Nicht Bontoux hat, wie behauptet wurde, durch Serbien Schaden gelitten, wohl aber wurde Serbien durch die Aatastrophe derUnion Generale" in großen Verlust gebracht. Es handelte sich, selbst nachdem durch die Intervention des serbischen Finanzministers verschiedene Summen ge­rettet worden waren, noch immer um einen Betrag in der Höhe von vierzig Millionen."

Erst im Spätsommer 1(882 wurden die serbischen Bahnbauten von der französischen Unternehmung Vitalis L To. wieder aufge­nommen, zunächst mit unzulänglichen Aräften auf der Hauptlinie BelgradNisch, sowie auf einer Abzweigung derselben nach Semendria an der Donau, später auch auf der weiteren Anschlußstrecke über Nisch hinaus zur türkischen Grenze nach Vranja. Bis gegen Ende Jahres 1(88^ soll die Linie Belgrad-Nisch fertiggestellt sein und eröffnet