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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Die bulgarischen Bahnen.

werden. Erst dann wird Serbiens Reichthum an Bau- und Werkholz, an Erzen und Steinkohlen erschlossen, Serbiens bedeutender Export an Schweinen (jährlich H 4 Million), Pflaumen, Häuten, Wolle und anderen Erzeugnissen noch weiter entwickelt werden können. Macedoniens Exportartikel, Baumwolle, Tabak, Del und Reis würden dagegen erst die weiteren Bahnanschlüsse in erheblicheren Massen gegen Austausch von Industrie-Erzeugnissen nach dem Norden ziehen.

Die bulgari- Schon seit langer Zeit steht die bulgarische Regierung mit dem sehen Bahnen. ^B^orr Hirsch wegen Ankaufs der Bahnlinie RustschukVarna in Verhandlung. Diese Linie wurde bald nach der Linie Ezernawoda Aüstendje, der ersten in den östlichen Balkanländern, in den Jahren s865 bis s868 von einer englischen Gesellschaft gebaut und betrieben, bis es dem Baron Hirsch gelang, zuerst einen größeren Theil der Aktien zu erwerben und später den Betrieb der Strecke zu pachten. Wegen seiner übertriebenen Forderungen hat Baron Hirsch bisher den Abschluß der Verhandlungen mit der bulgarischen Regierung verzögert. So behauptet u. A. Baron Hirsch, daß der Bau dieser Bahn 50 Millionen Frcs. gekostet habe, während die bulgarische Regierung die Baukosten auf 35 Millionen Frcs. berechnet hat. Bulgarien hat sich schließlich erboten, die fragliche Bahn käuflich an sich zu bringen, doch nur- zu dein Schätzungspreise einer Sachverständigen-Aommission, welche von einer besonderen, als Schiedsgericht in dieser verwickelten Angelegenheit ein­zuberufenden Botschafterkonferenz in Aonstantinopel zu ernennen wäre.

Neben den: Erwerb der Linie VarnaRustschuk plant man in Sofia auf Anregung, im Interesse, ja selbst auf Aosten Rußlands im Anschluß an die russisch-rumänischen Bahnen eine Fortsetzung von Rustschuk nach Sofia und später nach Vranja im Anschlüsse nach Salonichi und dem Meere und zugleich über SistowaGabrowa Tirnowa eine Verbindung des Balkans mit der Donau und Rußland, wozu die russische Heeresleitung schon im Jahre l.878 die erforderlichen Pläne entworfen und sogar einen Theil des Oberbaues hatte fertig stellen lassen. Außerdem wird auch an dem Ausbau der fehlenden Strecke SchumlaIamboly der Orientbahnen gedacht, durch welche eine zweite, mit der ungarisch- serbischen konkurrirende gazilizische- rumänische unter Benützung der russischen Bahnen sogar von Oesterreich-Ungarn gänzlich unabhängige Verbindung Deutschlands mit Aonstantinopel her­gestellt werden würde. Im Vertrage mit der Pforte von s872 hatte sich Baron Hirsch zum Ausbau der Strecke IamboliSchumla verpflichtet und zwar auf Grundlage eines von ihm beigebrachten Projektes auf Aosten der türkischen Regierung. Allein dieses sonderbare Projekt war ein Meisterstück seiner Bahnverlängerungspraktiken zum