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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Vorderasiens Verkehrswege.

wanenwege gehen weit über Aleinasien hinaus. Bom schwarzen Meer aus, von Airesun oder Trapezunt über Erzerum, die nordpersische Aara- wane nach Täbris und Teheran und an der südlichen Aüste von AlexandretteAleppo aus die südpersische Aarawane nach Bagdad, entweder über Diarbekir und Mosul im Tigristhal mit einem Iahres- verkehr von 8000 Aameelen, oder schon von Damaskus aus über H>almyra durch die Wüste nach Deir und von da aus dem Gebirgs- rande des Euphratthales mit einem Iahresverkehr von ^200 Aanreelen.

Naturgemäß ist diese Art der Beförderung, zumal nur aus den kürzeren und belebteren Strecken die Saumpfade durch den Aaravanen- verkehr zu Straßen erweitert worden sind, umständlich, langwierig und kostspielig. Bei längeren Reisen beträgt die Tragfähigkeit der Aameele höchstens t.75 welche sie täglich um 30 llm, in der Wüste um 25 km weiter befördern. Unbestimmt ist die Dauer dieser Beförderung namentlich wenn der Weg unsicher, eine gewisse Stärke der Aarawane oder gar militärische Bedeckung nothwendig ist, wie z. B. auf der Strecke zwischen Damaskus und Bagdad, deren §050 1cm in sechs Wochen zurückgelegt werden. Im Durchschnitt stellt sich der mittlere Beför­derungspreis in Borderasien auf s ^ für den Tonnenkilometer. In der Regel wird die Beförderung von besonderen Spediteuren auf eigene Rechnung und Gefahr übernommen; sie miethen die Tragthiere und erlegen für die empfangenen Waaren eine entsprechende Bürgschaft. Diese Speditionsthätigkeit ist ziemlich entwickelt und beschäftigt einen beträchtlichen Theil der Bevölkerung.

Alljährlich sendet der Sultan unter starkem Geleite ein kostbares Geschenk nach Mekka, an welches sich eine zahlreiche HÜlgerkarawane anzuschließen pflegt. Dieselbe geht von Ismidt aus, nimmt ihren Weg schräg durch Aleinasien nach Aleppo und von da über Damaskus nach Mekka. Diese Hülgerkarawane hat jenen wirthschaftspolitischen Tharakter, aus welchen der deutsche Generalpostmeister Br. Stephan in seinem Werke:Das heutige Egypten" aufmerksam gemacht hat. Vielerlei ist den Pilgern verboten, nur nicht das Handeltreiben. Und so nehmen denn die Pilger afrikanische und europäische Erzeugnisse mit nach Mekka und tauschen sie dort ein gegen Aaffee, Straußenfedern, Datteln, Essenzen, Salben, Seidenstoffe, Musseline rc. Unterwegs verkaufen sie an die Beduinen Baumwollenkaftans, Leinenhemden, Leibbinden, Mäntel, Aopftücher, Scheeren, Messer, Tabak und tauschen dafür ein Gerste, Aameelfutter, jDalmstücke, Obst, Hammel, Eier, Geflügel rc. Mekka war von Alters her schon vor Mohammed ein großer Handels- und Berkehrsplatz. Mohammed organisirte den Wandertrieb der Araber und benützte dabei ihre Lust zum Feilschen und Handeln.