Die indische Ueberlandbahn. ?5
gruppen auf staatliche Zinsengarantien u. dgl. nicht entsprochen werden wollte oder konnte.
Schon in den dreißiger Jahren ist von England aus, wo man an der Verbesserung und Verkürzung des direkten Weges nach Indien unmittelbares Interesse bethätigte, das Projekt einer Euphratbahn nach Bagdad ausgeworfen und seither wiederholt erörtert worden. Bisher bedurfte die englisch-indische Aeberlandpost, deren Verkehr sich im Jahre s880 aus über 30 000 jDackete belief, für den Weg von London nach Bombay über Brindisi einen Zeitraum von !s8—2s Tagen. Nach Eröffnung der Eisenbahn Wien—Salonichi würde sie zwei Tage sparen und nach Fertigstellung der Euphratbahn die ganze Strecke in etwa s2 Tagen zurückzulegen im Stande sein. In England erkannte man wohl alle die hieraus hervorgehenden politischen, militärischen und wirth- schaftlichen Vortheile, gelangte indessen zu keinem Ergebniß. Ursprünglich projektirte man die Euphratbahn von Alexandrette aus nach Aleppo an den Euphrat etwa bei Bali, von da thalwärts nach Bagdad und dann stromabwärts per Dampfschiff nach Bassorah am persischen Golf, von wo aus von der englischen „Aupbrates auä Tigris Lompany" mit zwei Dampfern (neben den türkischen Regierungsdampfern für den Lokalverkehr) ein regelmäßiger subventionirler Dampserdienst mit Indien nach Aarratschi schon lange unterhalten wird. Später dachte man an eine kleine Euphratbahn von Alexandrette über Aleppo bis an den Euphrat unter Einrichtung einer Dampfschiffahrt auf demselben, wovon indeß bald wegen der ungünstigen Stromverhältnisse Abstand genommen werden mußte. Euphrat und Tigris sind in ihrem Oberlauf für Schiffe unfahrbar, da in Folge der starken Geschiebebewegung sich fortwährend Untiefen bilden und überdies beide Ströme durch zahlreiche Felsengpässe führen. Nur auf dem oberen Tigris zwischen Nlossul, der einst berühmten Stadt der Uäousseline, und Bagdad verkehren thalabwärts die sog. Aelleks, eigenartige Flösse auf Schläuchen, welch' Letztere durch Tragthiere aufwärts zu Lande rückbefördert werden, worüber auch Moltke, welcher selbst die gefahrvolle Fahrt auf einen: solchen Aellek gemacht hat, in seinen Briefen aus der Türkei von 1(835—s839 berichtet hat. Im Frühjahr t882 bewarb sich außer einer französischen Gesellschaft ein Berliner Bankhaus (Bleichröder) um die Aonzession zur Euphratbahn von Skutari nach Bagdad, trat aber bald wieder zurück, nachdem ihm die finanziellen und spekulativen Transaktionen (in Länder- und Ukinen- erwerbungen rc.) nicht genügend raschen und großen Gewinn verhießen. Auch hatte man in Stambul damals wohl allzugroßes Gewicht auf die strategisch günstigste Führung der Bahn gelegt. Inmitten der egyptischen Wirren wurde das jDrojekt auch im englischer: Oberhause
Die indische Ueberland- bahn.