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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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persische Straßen.

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dem Baron Beuter auseinanderzusetzen haben, welchem schon Mitte der siebziger Jahre für die Strecke ReschtTeherau eine Aonzession mit ausgedehnten Privilegien bewilligt wurde. Reuter hatte bereits mit den Bahnbauten begonnen, als er mit den: Schah in Streit gerieth und davon abstehen mußte. Die Durchführung dieser Eisenbahnprojekte würde dem persischen Ein- und Ausfuhrhandel noch in weit höheren! Grade, als es jetzt schon der Fall, auf den weg über Rußland hin­weisen und letzterem außerdem einen direkten und ununterbrochenen Schienenweg in das Herz Vorderasiens eröffnen, nachdem die pro- jectirte Linie von Wladikawkas, dem Endpunkte des russischen Eisenbahnnetzes, nach Tiflis dem Betriebe übergeben worden sein wird. Alsdann wird Rußland die wirthschaftliche Umarmung und Unterwerfung ^erstens von Norden her durchgeführt haben.

Inzwischen ist das Projekt einer transpersischen Bahn von Buschir am persischen Meerbusen nach Rescht am kaspischen Meer, welches schon im Jahre l867 erörtert worden, in Vergessenheit gerathen, obschon die Engländer alle Ursache hätten, auf dieses Projekt Angesichts des russischen Vordringens zurückzukommen, um dein mächtigen Aonkurrenten von dem eigentlichen Hafen jDersiens aus erfolgreich entgegentreten zu können. Wesentlich die schlechten Straßen von dem persischen Meerbusen nach dein Innern und der Hauptstadt des Landes (die Straße nach Schiras führt über sechs sDässe, darunter über zwei von 7000 Fuß Höhe!) haben die englisch-europäische Einfuhr nach jDersien zurückgedrängt und der russischen Aonkurrenz, welche die Uaukasusbahn, die Wolga- und Aaspi- dampfer und die besseren nordpersischen Wege benützen kann, so großen Vorschub geleistet. Zum Mindesten sollte von Mohammera aus der schiffbare Aarunfluß für den Verkehr nutzbar gemacht werden. Als Mittel­punkt der fruchtbaren Ebene Mesopotamiens, welche unter geordneten Verhältnissen und bei besserer Bodenbestellung, namentlich Baumwolle, Zuckerrohr, Sesam, Opium, Arappwurzel, Saffran und Getreide in großen Mengen ausführen könnte, würde dann auch Bagdad wieder auf bessere Zeiten hoffen. Von s866 bis s875 stieg Bagdad's Ein­fuhr von 3 auf 7 Millionen Mark, wovon die Hälfte aus jDersien, die Hälfte aus Indien und Europa. Bis Beludschistan hin ist die ganze Gegend in hohem Grade Handels- und verkehrsentwicklungsfähig. Von Bagdad aus geht ein englischer Aurier halbmonatlich zu Drome­dar durch die Wüste nach Damaskus, wozu er im Sommer gegen sO, im Winter s6 Gage gebraucht der rascheste, wenn auch nicht sicherste Vermittler der H>ost nach Europa. Ein anderer englischer Postbote verkehrt zwischen Bagdad und Teheran zu Fuß, wozu er ^0 Tage aufwenden muß, während türkische Kosten nach Aonstantinopel gehen.