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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Transasiatische Znkunftsbahnen.

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indischen jDeshawar aus nach dem afghanistanischen Balkh über Bokhara nach Taschkend zum Anschluß an das dorthin erst noch zu führende russische Eisenbahnnetz zu lenken. Bekannter war das von englisch­indischer Seite dagegen befürwortete Projekt, die neue indisch-russische Verbindungsbahn von Aeshawar aus über Herat und Merw und mit Benutzung der unlängst fertiggestellten Linie Geok-Tepe-Arasnowodsk zum Aaspischen Meer zu führen, im Anschluß an die Dampfschifffahrt hinüber zu der neuen Aaukasusbahn BakuTislisjpoti nach dem Schwarzen Meere oder von Tislis ab über den Darielpaß, dessen Ueber- schienung nach großen Schwierigkeiten der Vollendung entgegengeht, nach Mladikawkas, dem Endpunkte des russischen Eisenbahnnetzes. Die erstere Linie würde mehr den russischen, die letztere mehr den englischen Verkehrsinteressen in Mittelasien entsprechen, weshalb eine Vereinbarung der beiden Mächte darüber so bald nicht in Aussicht steht.

In dem großen Aampfe Rußlands und Englands um das wirth- schaftspolitische Uebergewicht in Mittel-Asien bedeuten alle diese Bahnen und Hlläne ebenso viele verkehrsstrategische Thaten und Absichten. Je mehr die Vorposten beider Mächte in das Innere dringen, je weiter sich England von dem ihm so vortheilhaften Seewege entfernen muß, je rascher sich Rußland die Fortschritte des modernen Verkehrs zu Lande zu Nutzen macht, desto ungünstiger scheinen sich die Aussichten für England und desto glücklicher die Verhältnisse für Rußland zu gestalten.

Zu den wichtigsten interkontinentalen Eisenbahnen wird ferner in Zukunft die großartige Linie zählen, welche Thina mit Rußland und Europa verbindet. Lange schon plant und arbeitet man in Rußland daran. Rußlands pojektirte Eisenbahnlinien für Süd-Sibirien deuten stets auf das letzte fernste Ziel. Alle Projekte gehen von Nischni- Nowgorod aus und führen über Aasan durch den Ural nach Tjumen, früher mit Berührung von H>erm und Aatharinenburg, jetzt direkt über Ielabuga geplant, und alle Projekte haben die Fortführung dieser Linie über Omsk, Tomsk und Irkutsk nach Aiachta im Auge, wo die große chinesische Aarawanenstraße von j>king ausläuft, wo zugleich eine Ab­zweigung an den stillen Ozean zur russischen Flottenstation Mladiwostock gedacht wird. Vor einigen Jahren hat man russischerseits hiefür er­folglos die Franzosen zu begeistern versucht und ihnen eine Meltlinie jDarisPeking als mächtige Nebenbuhlerin der anderen Meltlinie LondonAalkutta verheißen beiläufig im Gegensatze zu den Vor­schlägen Richthofen's, wonach bei Semipalatinsk die russisch-chinesische Bahnverbindung über Hsi-ngan-su, die große Hauptstadt des kohlen- reichen nordwestlichen Thina mit einer Million Einwohner, nach Hankau und Shanghai abzuzweigen sein sollte, letztere Linie zugleich als chinesische

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Trans-

asiatische

Zukunfts-

bahnen.