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iur Entwickelung Triest's.
ist in Trieft das Verhältniß umgekehrt. Die Aunden seines Manufaktur- geschäftes sind am Platze selbst, die griechischen und Levantiner Häuser haben daselbst ihre Aommanditen, denen sie Sendungen von Produkten machen und dagegen konvenirende Fabrikate zurückerhalten. Indem also die Griechen und Levantiner in Trieft selbst einkaufen oder ein-' kaufen lassen . . ."
In seiner ganzen Ähnlichkeit zeigt sich Trieft bei Benutzung der neuen Hafenanlagen, welche ihm der österreichische Staat seit f868 mit einem Aostenaufwande von mehr als tch Millionen fl. erbaut hat. Die drei neuen Bassins wie die neuen Lagerhäuser stehen fast unbenutzt und die meisten Verladungen erfolgen im alten Hafen, auch die des Lloyd, und zwar langsam und theuer, weil aus falscher Rücksicht gegen die Träger (Fachini) meist Menschenkräfte dazu verwendet werden. Bei Benutzung des neuen Hafens mit mechanischer Araft würde die Spedition zwischen Schiff und Bahn nur 6—7 Ar. pro Meterzentner kosten, während sie jetzt M. erfordert. Um ein großes Schiff
auszuladen, benöthigt man in Trieft 8—9 Tage. Triest's ^ Dampf- krahne stehen größtenteils unbenutzt. Als dieselben zum ersten Male in Thätigkeit gesetzt wurden, entstand eine förmliche Revolte von Seite der Fachini, weil sie fürchteten, durch die maschinellen Einrichtungen brotlos zu werden.
Zur Charakteristik der Entwickelung von Trieft konstatirte Ende November ein Wiener regierungsfreundliches Blatt, „daß die
Aaufhäuser in großem Style, wie sie noch vor zehn und fünfzehn Jahren bestanden, eingegangen sind, daß keine neuen Schiffsrheder sich etablirt haben, sondern daß die ersteren zu Aommissionären und Spediteuren degradirt wurden; daß überhaupt das große Aapital sich vom Waaren- handel zurückgezogen, und der Rest der Aaufmannschaft sich auf die sehr unproduktive Spekulation in italienischer Rente, in Lloydaktien und in Zwanzigfrancsstücken geworfen hat." „Die Geschäftswelt von Trieft", sagt Neumann-Spallart, „ist nicht von jenem Handelsgeiste getragen, der dem angemessenen Fluge immer wechselnder, immer anderwärts auftauchender Aonjunkturen zu folgen verstände. Ein kleinlicher, um nicht zu sagen krämerischer Zug stört die weitaussehenden Unternehmungen, durch deren Pflege Liverpool und London, Antwerpen, Amsterdam und Rotterdam, Marseille und Havre Dasjenige geworden sind, was in erhöhtem Maaße Trieft für Oesterreich werden sollte." Trieft entbehrt aller Vorräthe und ist daher auch kein Stapelplatz. „Darf sich Trieft wundern, daß das Inland seine Baumwolle aus Hamburg bezieht, da in Trieft oft nicht Ein Ballen Baumwolle vorräthig ist. Wie an Vorräthen, Auktionen u. s. w. fehlt es aber in Trieft auch an der