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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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OH Österreichische Lchifffahrtslinien nach dem Westen.

die Ziffer von 55 Millionen metrischen Zentnern per Jahr, wovon jedoch auf den direkten Verkehr zwischen den zwei Endstationen Wien und Trieft kaum s 200 OOO Zentner entfallen. Die Güterbewegung zwischen Trieft und dem nördlich von Wien gelegenen Theile von Oesterreich beträgt dermalen blos 760 000 Zentner, jene zwischen Trieft und ganz Deutschland, dann den weiter nördlich gelegenen Ländern über Wien aber gar nur 350 000 Zentner per Jahr. Be­denkt man nun, daß der Iahresbedars der Monarchie anwichtigeren Aolonialien allein 5,4 Millionen Zentner beträgt, so kann man daraus ermessen, welchen Aufschwung der Verkehr der Linien TrieftWien, TrieftBudweis u. s. w. nehmen könnte, wenn regel­mäßige Fahrten nach Amerika, England und Frankreich von Trieft aus gepflogen würden."

Was man in Oesterreich angestrebt, geht hieraus klar hervor. Es soll der bisher durch Deutschland gegangene und vermittelte Ver­kehr Oesterreichs mit dem Weltmarkt durch regelmäßige subventionirte Seeschiffsahrtslinien von den adriatischen nach den westeuropäischen Häfen von Deutschland abgelenkt und zunächst dem Triester Hasen zugeführt werden und es ist nach dieser Richtung ein Vorgehen der Regierung durch Vereinbarung mit demLloyd" oder einer englischen Tompagnie oder vielleicht gar durch die Errichtung einer neuen österreichischen Damps- schiffsahrts-Gesellschast bestimmt zu erwarten, da man in Oesterreich- Ungarn immer aus's Neue wiederholt, daß von den O6 Millionen Meterzentnern der Ein-, Aus- und Durchfuhr im Jahre O80 nur O ^/2 Millionen Zentner über des Reiches eigene Häfen gegangen, daß der allergrößte Theil des Auslandshandels über Deutschland geht, und da man im Hinblick daraus mit allen Aräften darnach trachtet, sich wirth- schastlich selbst ständiger zu stellen. Trieft soll die überseeischen Märkte mit dem Binnenlands in direkten Aontakt setzen, Oesterreichs Antheil am Welthandel vermitteln, soll ein Stapelplatz österreichischer und ausländischer Güter werden. Deutschland hat bisher im Wesentlichen den Handels­verkehr Oesterreich-Ungarns aus dem Weltmarkt vermittelt. Deutsch­land exportirte viele Güter nach Oesterreich-Ungarn, war aber im Austausch der beste Abnehmer für die Artikel des letzteren. Diese Thatsache ist zu einem organischen Bestandtheil der Weltwirthschast geworden und es ist ein schwieriges, wenn nicht bedenkliches Beginnen, durch Differenzialzölle und Schiffsahrtssubventionen die Einfuhr abzu­leiten, ohne auch an die erforderliche Ausfuhr zu denken, mit welcher doch die Einfuhr bezahlt werden muß. Es ist eine bedenkliche Ver- kennung der Interessen der nationalen Arbeit wie der volkswirthschast- lichen Lehren überhaupt, lediglich die Einfuhr beeinflussen zu wollen