Dokument 
Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
Entstehung
Seite
116
Einzelbild herunterladen

Die Gotthardbahn.

U6

der neuen Linie zu erwarten berechtigt war. Die schweizerischen wie die italienischen Frachtantheile beruhen auf wesentlich höheren Einheits­sätzen als die deutsch-österreichischen und vertheuern abgesehen von einigen Ausnahmetarifen die Gotthardbahn derart, daß unter Um­ständen selbst für den westdeutschen Verkehr die Brennerbahn vortheil- haster ist, zumal die schweizer und Italiener noch ziemlich hohe Erpeditions- und Uebergangsgebühren besonders berechnen. So kann sich Deutschlands Aohlenexport nach Italien nicht entwickeln und bleibt unbedeutend, obschon auf den deutfchen Strecken die Tarife nur s,8 H>s. für den Tonnenkilometer betragen und auf H2 s)f. ermäßigt werden sollen, da auf den schweizerischen Strecken 2,^ Hfi. und auf den norditalienischen Eisenbahnen bis zu 7 H>s. per Tonnenkilometer erhoben wurden. Wenn die italienischen Eisenbahnen noch fernerhin die englische Aohle be­günstigen, weil diese von Genua aus längere Strecken zu befahren hat, so wird man deutscherseits versuchen müssen, aus ähnlichen Erwägungen für Gemüse, Wein und Vieh aus Italien billige Tarife zu verweigern, um so auf die italienischen Eisenbahnen, welche englische Aohlen auf der StreckeGenuaMailand um ^,2 H>s. per Tonnenkilometer, also um ^0 j)roz. billiger als deutsche Aohlen von der Gotthardbahn, befördern, einen gelinden Druck auszuüben, damit dieselben endlich auch der Gotthardbahn diejenigen Tarifbegünstigungen einräumen, welche sie der Brenner- und der Mont-Tenis-Bahn bewilligen. Auch die höheren Frachtantheile schweizerischerseits lassen sich auf die Dauer nicht aufrecht erhalten.

Vielleicht daß die direkte Ausfuhr deutscher Aohle nach Italien durch den neuen Aanal Villoresi erleichtert wird. Die Transportkosten auf dem Wasserwege von Locarno auf dem Langensee und dem Aanal Villoresi nach Mailand werden trotz der Umladungsspesen eine Er- sparniß bieten gegen die bisherige Eisenbahnbeförderung aus der Strecke BellinzonaLuganoThiassoMailand.

Wie in Deutschland, so klagt man auch in Genua über die Höhe der Gotthardtarise, welche mittelbar Rotterdam und Antwerpen be­günstigen, obschon dieselben für die Gotthardbahn keinerlei Opfer gebracht haben. Von diesen Häfen aus werden in Folge der Aonkurrenz des See­weges Getreide, Häute, Aolonialwaaren rc. nach Süddeutschland, der Ostschweiz und sogar nach Südtirol billiger befördert als von Genua aus, und das hält man in Genua für unzulässig.

Deutscherseits ist gegen alle diese Mißstände energisch und keines­wegs ohne Erfolg angekämpft worden. Eine Anerkennung in dieser Hinsicht, wenn auch eine solche wider Willen, findet sich in dem Bericht derAausmännischen Gesellschaft Zürich" für ^882, wo von den