Deutschland und Genua.
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N)ie vor fünfzehn Jahren die Brennerbahn, so hat nunmehr der neue Schienenweg durch den Gotthard seinen belebenden und befruchtenden Einfluß auf den deutsch-schweizerifch-italienischen Waaren- austausch zu zeigen. Den Erzeugnissen des südlichen Himmels ist ein neuer Weg nach dem Norden gebahnt, den Artikeln des nordischen Gewerbefleißes die Ausfuhr nach den: näheren und ferneren Süden erleichtert worden und in der That sind in zunehmenden Mengen auf der Gotthardbahn seit der kurzen Zeit ihres Betriebes Gemüse, Obst, Weine, Geflügel, Schlachtvieh rc. von Italien nach Deutschland und andererseits Eisen und Aohlen aus dem Dortmunder und Saarbrücker Revier, Gaskohlen aus dem Gelsenkirchener Bezirk, Holz aus den: Schwarzwald und den Vogesen, Garne aus dein Elsaß, Spiritus und Zucker rc. nach Italien verfrachtet worden. Immerhin ist es der deutschen Industrie noch nicht gelungen, auf dem italienischen Markt gegenüber der englischen und französischen Aonkurrenz in erwünschter Weise festen Fuß gefaßt zu haben. Nach Ueberwindung der Schwierigkeiten der ersten Einführung, in besserer Erkenntniß der Eigenthümlichkeiten des Marktes und unter günstiger zu gestaltenden Gotthard- bahntarifen dürfte auch für Deutschlands Industrie und Handel der erwartete Erfolg in einem Lande nicht ausbleiben, welches sich wirth- schaftlich zusehends emporgearbeitet hat und nicht nur innerlich mehr und mehr erstarkt, sondern auch durch seine günstige Lage im Mittelmeer unter den veränderten Verkehrsverhältnissen berufen zu sein scheint, als Spediteur und Vermittler im Welthandel eine immer einflußreichere Stellung einzunehmen.
In der Sitzung des italienischen Senats vorn ll« April l.885 äußerte Minister Mancini, daß Italien ein seefahrender Staat sei und im Seehandel die Grundlage seiner Existenz habe. Auf die Entwickelung seiner Seeschifffahrt, welche sich von t.8?l bis tMO von 8,4 auf 9,8 Millionen t hob, hat Italien in neuester Zeit besondere Sorgfalt und durch Gesetz vom 2H. März ^88 l behufs Untersuchung der bestehenden Zustände der Handelsmarine und ihrer Hebung eine parlamentarische Aommission eingesetzt, deren umfangreicher Bericht (Inclnesta Parlamentäre sulla lVlarina mercantile t,88l.—l.882, 6 Bde.) in folgenden Anträgen gipfelt: Gründung eines Ministeriums der Handelsmarine, respektive einer eigenen Sektion in: Handelsministerium; Verbesserung des Systems und der Einrichtung der See-Assekuranzen; Errichtung einer Invalidenkasse für die Handelsmarine mit staatlicher Subvention; Erwägung der Frage wegen Gründung von Aolonien und Faktoreien; Untersuchung der sozialen Lage der Matrosen und Schiffsbediensteten; Subvention des Schiffsbaues im Allgemeinen und