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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Deutschland und Genua.

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Gewährung von staatlichen Prämien für den Bau der Dampfschiffe; Berücksichtigung des einheimischen Maschinenbaues bei deren Aus­rüstung; Zusicherung von Schifffahrtsprämien für italienische Segel­schiffe weiter Fahrt oder großer Labotage; Herabsetzung gewisser lokaler Taxen; Revision der Schifffahrt-Gesetzgebung in einigen Punkten; Ver­änderungen im Eonsulardienste, um denselben den Interessen des Han­dels und der Schifffahrt nützlicher zu machen u. s. w.

Nicht Venedig, sondern sein alter Nebenbuhler, Genua, ist die erste Hasen- und Handelsstadt Italiens. Von den gesammten Zoll­einnahmen des Königreiches wird nahezu die Hälfte in Genua erhoben, .dessen Einfuhr im Jahre schsO einen Werth von 3 ich ,3 Millionen Lire hatte. Seit der Eröffnung der Gotthardbahn ist Genua auch für das Ausland an die erste Stelle gerückt worden, insbesondere für das industriereiche Westdeutschland, welches bisher für feinen Verkehr mit Italien und der Levante auf Marseille oder Trieft-Venedig angewiesen war, insoweit es sich nicht der Nordseehäfen bediente. Mit Hilfe aus­gedehnter Dampfschiffsverbindungen unterhält Genua einen lebhaften Handel mit dem Süden Italiens, mit der Levante, mit dein ferneren Orient und besonders auch mit Südamerika, wo in den Laplatastaaten zahlreiche italienische Ansiedelungen bestehen. Von dorther kommt Genua's Handel in Häuten, Talg und Wolle. Wenn in Genua dem italienischen Kaufmann jener weitausschauende Unternehmungssinn innewohnt, welcher nicht in Börsenspekulationen, in leichtem, raschem und großem Gewinn, sondern in solideren und ersprießlicheren Werken seine Befriedigung findet, so wird dieser Hafenplatz nach Vermehrung seiner Zufahrtseisenbahnen und Schifffahrtsverbindungen, nach Vollen­dung der neuen großartigen Hafenbauten und Lagerräume, welche bei einem Aufwand von 25,7 Millionen Lire in den nächsten Jahren fertig' gestellt werden sollen, nach Einbürgerung der Gotthardbahn als großer deutsch-schweizerisch-italienischer Handelsstraße, sich im Hinblick auf den Umschwung der Verkehrswege durch Eröffnung des Suezkanals zu einem Welthandelsplatz ersten Ranges aufschwingen, welcher in den: Verkehr zwischen Deutschland und Orient eine wichtige und einfluß­reiche Stellung einnehmen dürfte.

In ganz Italien strebt man zielbewußt und erfolgreich auch nach dieser Richtung hin vorwärts. Von Bedeutung für den deutsch­orientalischen Handelsverkehr über Italien wird die bevorstehende Reorganisation der italienischen Staatsbahnen sein. Bisher waren dieselben in vier Gruppen eingetheilt: in die kalabrisch-sikulischen, südlichen, römischen und oberitalienischen Bahnen. Letztere Gruppe, dieAlta Italia", umfaßte bisher das seit t.878 in: Staatsbetriebe