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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Der direkte Zeeweg.

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in Betracht kommenden Staaten mit alleiniger Ausnahme von Deutsch­land anerkannt, dessen Handel denn auch über mangelhafte Verkehrs­wege nach entlegeneren und dennoch wichtigen, namentlich nach neu zu gewinnenden überseeischen Gebieten ständige und berechtigte Klagen führt. Auf Grund seiner unerfreulichen Erfahrungen mit Hamburg hat u. A. auch der deutsche Handelsverein in Berlin in seinem Jahres­bericht für s882 fremde Nordseehäfen für Verschiffungen nach der Levante empfohlen und zwar besonders Antwerpen und Amsterdam. Eine am s6. August s882 von Hamburg abgegangene Sendung war Butte Dezember s882 noch nicht im hllraeus eingetroffen, was nur durch die Umladungen erklärlich wird. Die normale Fahrdauer nach dein jdiraeus soll von Trieft ö, von Antwerpen 28 und von Amster­dam 2H. Tage betragen, doch kann man bei den letzteren beiden Häfen monatlich nur auf eine Frachtgelegenheit rechnen während von Trieft aus wöchentlich zweimal expedirt wird. Indessen stellte sich für Eisenwaaren (Maschinen u. s. w.) der Weg von Köln über Trieft nach dem HÜraeus so unverhältnißmäßig theurer, als über die nörd­lichen Häfen, daß derselbe nur bei dringenden Bestellungen und bei leichteren Gegenständen gewählt werden konnte.

Direkte und regelmäßige Dampferlinien zwischen den deutschen Häfen und der Levante find ohne Zweifel erforderlich und werden sich, einmal eingerichtet, für die Erweiterung der bestehenden und für die Anknüpfung neuer direkter Handelsbeziehungen, wie die Erfahrung gelehrt, in hohem Grade vortheilhaft erweisen. Indessen Das genügt um so weniger, als man deutscherseits leistungsfähig genug ist, um mit tiefgreifenderen Maßregeln den deutsch-orientalischen Handelsverkehr zu heben und mit den Mitteln der englischen Konkurrenz selbst einen erfolgverheißenden Kampf gegen denselben aufzunehmen.

Um wirksam der englischen Konkurrenz beizukommen, muß ihr da entgegengetreten werden, wo sie ihre festesten Stützen, ihre besten Kräfte gefunden hat: auf dem Gebiete des Rohftoffhandels. Indem England namentlich Kohlen ausführte und Getreide einführte, schuf es sich unter günstiger Arbeitsleistung durch hin- und Rückfracht die breite Grundlage eines regen und starken Güterverkehrs, welcher desto wohl­feiler wurde, je mehr diese beiden Massenartikel als Ballast verladen werden konnten. Auf der Verfrachtung von Kohlen und Getreide beruht der größte Theil des englischen Handelsverkehrs mit den Ländern der Levante und des Schwarzen Meeres, ja selbst mit Italien. Auf der nämlichen Grundlage: deutsche Kohle im Austausch gegen orientalisches Getreide würde sich auch Deutschland einen umfang­reichen Frachtverkehr in direkter Schifffahrt von Hamburg oder Bremen

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