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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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England und der Suezkanal.

stituer et 6e äirj^er uno Compagnie universelle pour 1e yrereement cle l'Istbme 6e Luer: et 1'explvrtatiON 6'un Lanal entre les 6eux mers." Beiläufig hat die englische Regierung während der ganzen Unterhandlung nicht im geringsten diesen Anspruch zugegeben. Wäre indeß England selbst der Eroberer Aegyptens, erklärte Granville am s7. Juli s883 im Oberhause, so würden wir gemäß dem Gebrauche der modernen Civilisation weder die ägyptische Regierung gezwungen, noch selbst etwas Ungerechtes oder Illegales gegen die ägyptische Ge­sellschaft gethan haben. Die Regierung glaubte, daß das Abkommen das Aeußerste war, was sie erhalten konnte, und hielt es daher für recht, die Zustimmung des Parlaments zu verlangen.

Angesichts dieser Verhandlungen und gegenüber dem Vorschlage, das Suezkanal-Problem durch eine internationale Uebereinkunst der verschiedenen Regierungen Europa's und Amerika's zu lösen, die Rechte der Aanalgesellschast käuflich zu erwerben und hieraus den Aanal im Interesse des Welthandels zu erweitern und zu betreiben, hat Lorenz von Stein den Punkt angedeutet, in welchem allein die praktische politische Lösung der Frage gelegen ist. Allerdings habe die Suezkanal- Gesellschast ihre ausschließende Aonzession; allein dieselbe könne wie jede Aonzession, wenn das Staatsinteresse (bltillle publi^ue) es erfordert, ganz oder theilweise gegen Entschädigung aufgehoben werden, zunächst zwar von dem Vicekönig, in letzter Instanz habe aber dessen Souverän, der Sultan, über die Aonzession zu bestimmen, und so gelangt Lorenz von Stein zu der Schlußfolgerung, daß die Entscheidung über die ernste Frage weder in London, noch in Paris, noch in Aairo, sondern in Aonstantinopel liegt, daß sie daher keine einseitig englisch-französische sein kann, sondern den Charakter einer Entscheidung Europa's über die Suezsrage anzunehmen hat. Diesem Gedankengange scheint man endlich auch in England zu folgen, da die vereinigten englischen Handelskammern am 2. Oktober sM.Z in Derby für dieErbauung eines zweiten Suez- Aanals durch den Ahedive" unter Regelung aller darauf bezüglichen Fragen durch eine internationale Kommission eingetreten sind.

In englischen Areisen sind gegen den bestehenden Suezkanal zwei bemerkenswerthe Aonkurrenzprojekte angeregt und erörtert worden: In erster Linie die Anlage eines Aanals von Alexandrien mit der Führung über Aairo nach dem Rothen Meer und sodann die Ver­bindung des Mittelmeeres mit dem oberen Iordanthal, etwa bei Chaifa südlich von Beirut, unter gleichzeitiger Umwandlung der merkwürdigen 800 m unter dem Meeresspiegel gelegenen Thaltiese des Jordans in eine breite, auch für Seewege fahrbare Wasserstraße, welche über das Todte Meer bis zur Ostspitze des Rothen Meeres zu verlängern wäre,