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meinem M'aal lein*) Stadt und Land, besuchte mit ihm die arabischen Kaffehäuser, lauschte dort den mir durch ihn verständlich werdenden Deklamationen des Meddah, nahm Theil an Festauf- zügcn und bemühte mich, mein Interesse an dem Treiben der Gläubigen diesen gegenüber recht deutlich an den Tag zu legen. Viele sahen in mir schon einen Renegaten.
Das, was ich in diesem Abschnitte über Sitten und Gebräuche der Egypter geben werde, verdanke ich fast allein meinem Lehrer, weil dieser es war, welcher mich mit allen Klassen der Bevölkerung in Berührung brachte.
Es giebt wenig europäische Länder, über welche schon so viel geschrieben wurde, als über das altberühmte Land der Pharaonen. Früher war es das Land der Weisheit und von jeher die Kornkammer Nordafrika's. Seine Priester erzogen und bildeten den Gesetzgeber der Juden, Moses; auf die Satzungen des Dienstes der Isis gründete er das Gebäude der noch heute von uns geachteten und bewunderten Religion des israelitischen Volkes.
Gelehrte Männer der alten Griechen durchzogen und beschrieben Egpptenland; alle alten Beschrciber sind voll der Bewunderung über die weisen Einrichtungen in demselben, seine Berühmtheit geht bis in's graue Alterthum. Und als nun Napoleon und später Mahammed-Aali den Europäern freien Zugang in das Land der Wunder verschaffte, da erst erreichte sein Ruhm den höchsten Gipfel. Bauwerke, vor Tausenden von Jahren gegründet, mußten das Staunen der Europäer erregen, ein uns fremdartiges Volk ihnen unerschöpflichen Stoff zu Beschreibungen geben. Schon jetzt ist es kaum mehr möglich, alle über Egypten erschienenen Schriften kennen zu lernen.
Wenn nun auch ich mich erkühne, neben den gediegenen Werken berühmter Männer Einiges über das so wohlbekannte und schon so viel und vortrefflich geschilderte Land zu geben, so finde ich die einzige Entschuldigung nur darin, daß das, was ich zu schreiben mir vorgenommen habe, zur Vervollständigung dieses Wer-
') Lehrer, von „sLISm»", lehren.