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Zweiter Theil
Entstehung
Seite
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deren liegt, ist nach innen, der durchbrochene Boden nach außen gerichtet, damit fortwährend ein geeigneter Luftzug in dem Ge­bäude stattfinden kann. Jeder der einzelnen Kruge ist geräumig ge­nug, ein Rest in sich aufzunehmen. Besondere Oeffnungen dienen zum Ein- und Ausstiegen der Tauben in das Gebäude, um web ches noch Reihen von dicht an einander stehenden, wagerccht einge­mauerten Reisern herumlaufen, um den Tauben in der Sonne Ru­heplätze zu bieten. Ein auf solche Art gebautes Dorf gewährt ei­nen höchst originellen, aber sehr malerischen Anblick. Außerdem hat man in manchen Dörfern auch noch besondere Taubenschläge, kleine backofenförnige Lchmgebäude mit zwei Oeffnungen, in wel­chen immer nur ein Paar Vögel brüten können.

Inwiefern Ackerbau und Viehzucht in Nubicn und Sudahn von denen in Egypten verschieden sind, erkennt man leicht aus den im ersten Bande flüchtig gegebenen Mittheilungen. Auch in Nu­bicn hängen Ackerbau und Viehzucht unmittelbar mit den Seg­nungen des Nil zusammen; er ist der Quell alles Lebens. Dies erkannte der alte Egypter besser, als der heutige Araber. Jener verehrte den Fluß wie eine Gottheit und sah ihn als den Erzeu­ger aller anderen Gottheiten des Landes an. Ehe sein Anschwellen begann, feierte man ihm große Feste, opferte ihm schwarze Stiere und streute Lotosblumen in seine Fluthcn. Die große Stadt Mem- phis hieß die Tochter des Stromes, dem man nicht nur einen Tem­pel gebaut hatte, sondern den man auch bildlich darzustellen suchte: die kolossale Statue eines Flußgottes, ruhend auf einer Sphinr, um welche sechzehn Kinder spielen, als Symbol, daß er sechzehn Ellen hoch steigen müsse, um für Egypten wahrhaft segenspcndend zu werden. Der heutige Araber ehrt den Nil auch, doch nicht so, wie er es verdient. Jetzt ist der Durchschnitt des durch Kairo flie­ßenden Kanals, ,,Khaliedj," das einzige Fest, welches man, so zu sagen, dem Nil zu Ehren feiert. Die Anschwellung des Nil wurde lange für mysteriös gehalten, und noch vor wenigen Jahren erzählte ein Rcisebeschreiber, daß die egyptischcn Astronomen ,,den