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Zweiter Theil
Entstehung
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heilende und überhaupt stärkende Kraft habe. Nun aber werden, sobald das schon an sich schlammige Wasser erscheint, die in den Khaliedj mündenden Abzugskanäle verschiedener Kloaken geöffnet und dem Wasser dadurch die größten Umeinlichkeiten zugeführt. In diese Flüssigkeit werden die armen Kinder trotz Schreiens und Zap- pelns dreimal im Namen des allbarmherzigcn Gottes ganz un­barmherzig eingetaucht. Die Europäerinnen, welche mit kleinen Kindern gesegnet sind, lassen diese deshalb an jenem Morgen kei­nen Augenblick außer Augen, denn die Ammen (gewöhnlich Ein­geborene) treibt es unwiderstehlich, die ihnen anvertrauten Kleinen des sauberen Schlammbades theilhaftig werden zu lassen, natürlich in der festen Meinung und Absicht, daß ihren Pfleglingen daraus nur Heil und Segen erwachse."

In dem Augenblicke des Durchbruches reitet ein Offizier der Polizei dein Wasser voran und fordert den industriellen Theil des Volkes auf, den Kanal mit seinen Siebensachen zu verlassen, ihm folgt ein Fähnlein Soldaten, welche die nicht Gehorchenden unter handgreiflichen Ermahnungen vollends verjagen, dann erscheint eine Bande von halbblindcn und halblahmcn Paukern und Schalmcien- bläsern, die schnarrend, quäkend und paukend einen Höllenlärm machen. Hinter dieser schrecklichen Musik kommen die Munahdi (Ausrufer) mit ihren Knaben, die, nach einem gewissen Takte kleine Fähnlein schwingend, die Worte rufen: Der Strom kommt! Der Strom kommt! Dann erscheinen, mit den Kastagnetten klappernd, halb tanzend, halb gehend, die öffentlichen Tänzer, be­gleitet von ihren Spaßmachern, welche, wie gewöhnlich, Witze reißen und Grimassen schneiden, und zuletzt endlich die Arbeiter mit Hacken und Schaufeln, bereits bis zum Knie im Wasser laufend und den zärtlichen Müttern ihre Dienste anbietend, um deren Klei­nen das bewußte Gesundheitsbad schmecken zu lassen. Eine Vier­telstunde später hört man nur noch das Rauschen des eilenden Was­sers, welches geschäftig dahinrinnt, um den Segen des Vater Nil über Goscn's Fluren zu verbreiten."

Die Kosten, welche das Fest verursacht, sind beträchtlich, und werden nicht von der Regierung, sondern von den in Kairo, Alt-