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Zweiter Theil
Entstehung
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herabfallendes, auf der Brust geschlitztes, blaues Oberhemd mit werten Aermeln, ein dunkles Kopftuch und den vor dem Gesicht lang herabfallenden wollenen oder baumwollenen Schleier,Burkha". Dieser läßt bloß die Augen frei und wird auf der Stirn mit Mes- singkettchen, in der Schläfegegend mit Bändern am Haupte befe­stigt. Ihre kleinen und zierlichen Füßchen bekleidet sie selten mit rothen Schuhen. An Feiertagen ist ihr Anzug derselbe, nur sind die Kleider noch neu und wenig gebraucht.

Wenn man eine unverschleierte Egypterin betrachtet, bemerkt man, daß sie ihr Gesicht und ihre Hände tätowirt und gefärbt hat. Am Kinn sieht man vier bis fünf parallellaufende Streifen, an den Schläfen vierstrahlige Sterne mit blauer Farbe (Indigo) ein- geäßt; die Nägel der Hände und Füße und die innere Fläche der ersteren zeigen ein schmutziges Braunroth, die Augenbrauen und Wimpern eine tiefe Schwärze. Die Tätowirung geschieht iin frü­hen Kindesalter, die rothe und schwarze Färbung wird von Zeit zu Zeit erneuert; erstere bringt man mitHinne" (I-nvsonin alba sivs inermis) *), letztere mitKohhl" (Antimonpulver)**) her­vor. Wenn der Kohhl nicht zu stark aufgetragen wird, verschönert er das Auge ungemein, es erscheint viel glänzender und größer; aber leider trifft die Fcllahhe nicht oft das richtige Maaß. Auch ihre Tätowirung ist selten zierlich genug, um das Gesicht nicht zu ent­stellen. Um ihre Augenbrauen denen der Levantinerinncn, welche einem seidenen Fädchen gleich sich über dem Auge wölben, ähn-

*) Behufs des Färbens werden die getrockneten Blätter des Hinne­strauches zwischen Steinen oder in einem Mörser zu Pulver gestoßen, die­ses wird mit Wasser zu einem Brei angerührt und auf die zu färbende Hautfläche aufgelegt. An der Hornsubstanz haftet die Farbe länger, als an der Epidermis, wo sie nur zehn bis zwölf Tage hält. Derselbe Brei ist ein treffliches Heilmittel gegen Brandwunden.

**) Die Sitte, sich Augenbrauen und Wimpern mit Antimon zu fär­ben, ist bei den Orientalen schon seit alten Zeiten in Gebrauch. Man stößt den Antimon zu einem feinen Pulver, nimmt einen Messingstift.Mihl" genannt, befeuchtet ihn und taucht ihn in das Pulver ein. Dann zieht man ihn bei geschlossenen Lidern zwischen den Wimpern hindurch, wobei der nöthige Färbestoff an den Haaren hängen bleibt.

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