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Tartaren sehr veredelt und verschönert. Der heutige Türke ist gewöhnlich ein schöner, wohlgebauter, mittelgroßer oder großer Mann, mit scharf markirten, aber regelmäßigen Gesichtszügen, dunkel blitzenden Augen, kleinem Munde, prächtigen Zähnen, schönem Barte und kleinen Händen und Füßen. Sein ganzes Auftreten scheint einen gewissen Stolz und eine besondere Würde an den Tag legen zu wollen. Er ist ernst, spricht wenig und geht langsam, fast schleppend, mit gerade aufgerichtetem Körper einher. Noch impo- nirendcr ist sein Erscheinen zu Pferde. Der vornehme Türke oder, wie er sich selbst nennt, „ösmLnli" reitet nur ein edles, großes Thier und belegt es mit einem prächtigen Sattel. Die Schabracke allein kostet selten weniger als hundert Thaler unseres Geldes, denn sie besteht meist aus ächtem Sammet, mit Verzierungen von gediegenem, stark im Feuer vergoldetem Silber. Der Sattel ist entweder ein weich gepolstertes Reitkissen oder ein Gestell mit hoher Rücken- und Vorderlehne, stets mit den breiten Steigbügeln, in denen der ganze Fuß steht und deren Ecken als Sporen benutzt werden. Vor ihm her trabt sein Sels oder Reitknecht, hinter ihm drein der Tschi- buhkdschi oder Pfeifenbesorger. Der ganze Zug hat etwas sehr Malerisches, zumal wenn der Türke noch nicht der Neuerung gehuldigt und dem „Tartieb stambuhli" gefolgt ist, d. h. noch nicht die alte Tracht seines Volkes mit dem den Europäern nachgeahmten Anzüge der Bewohner des heutigen Stambuhl vertauscht hat.
Die alte Kleidung der Türken besteht in Egypten aus feinem, reich mit künstlicher Stickerei von schwarzen seidenen Schnüren verziertem, dunkelfarbigem Tuche. Zuerst kommen die hinten durch Heftel zusammengehaltenen engen Gamaschen, welche genau an das Bein anschließen und an den Knöcheln mit dicht an einander gereihten Scidcnschnüren besetzt sind. Die Beinkleider haben oben 14 bis 20 Fuß im Umfange, sind sackartig und an den Seiten mit Löchern versehen, durch welche die Beine gesteckt werden. Durch eine seidene Dikha wird das ganze Beinkleid zusammengezogen und in Falten gelegt, so daß es sich an den Körper anschließen kann. Die Dikha dient zugleich dazu, das Kleid zu befestigen. Die Weste ist lang und eng. Um die faltigen Beinkleider