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Zweiter Theil
Entstehung
Seite
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Gelindeste übersetzt, immer noch alle Verstärkungen des Hundes, Ketzers, Heiden, Ungläubigen, Verfluchten u. s. w. mit unermüd­licher Beharrlichkeit bearbeiteten. In solchen Fällen ist es rathsam, sich schleunigst aus dem Staube zu machen, um sich nicht der Rache der Furie auszusetzen. Im ganzen Orient sind die Frauen unantastbar, jede Beleidigung einer Frau würde streng geahndet werden. Kein Konsul kann einen Europäer schützen, der sich ein Vergehen gegen eine Türkin oder überhaupt eine Mahammedanerin zu Schulden kommen läßt.

Ein Europäer, der einen Türken ermordet hat, wird an sei­nen resp. Konsul abgeliefert; Einer, der in einem türkischer Harehm ergriffen wurde, ist der Rache des Türken verfallen. Ein Moham­medaner hält es für unanständig, seiner Frau nur zu erwähnen; er würde, wenn er ihr auf der Straße begegnete und sie erkannt hätte, durch keine Miene verrathen, daß er wisse, wer sie sei.

Ich unterhielt mich einmal in Assuan im öffentlichen Diwahn mit einem türkischen Bei. Eine Fellahhe trat herein und beklagte sich bei dem Oberst, daß er ihren Mann wegen eines Vergehens hart bestraft hatte. Er hörte ihre Klage ruhig an, ebenso eine Zeit lang die Schimpfwörter, mit denen die Frau den Richter be­leidigte. Endlich wurde die Frau so unverschämt, daß er ihr den Diwahn zu verlassen befahl. Weib gehorchte nicht, wurde vielmehr immer wüthender und grober und sandte alle nur erdenk­lichen Schmähungen auf das Haupt des Türken herab, bis dieser in fürchterlichen Zorn kam.Weib," donnerte er sie an,wärst du ein Mann, beim Barte meines Vaters, du solltest unter der Peitsche dein Leben verenden!" Hieraus sprang er von seinem Sitze auf und verließ das Zimmer so lange, als die Frau sich dort auf­hielt.Llr g» OllLlM Llkenäi," sagte er dann zu mir,mit solch häßlichen Weibern muß man sich sehr ärgern." Gewiß handelte der Türke hier groß, größer als hundert Europäer an seiner Stelle gehandelt haben würden.

Die Orientalin legt nur kleine Wegstrecken zu Fuße zurück, bei größeren bedient sie sich der Reitesel, aber mit ganz eigenthüm­lich erhöhten, teppichbelegten Sätteln und kurzgeschnallten Steigbü-