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Zweiter Theil
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geln. Sie reitet nicht wie unsere Frauen, sondern wie Männer zu reiten pflegen, und stützt sich mit einer Hand auf den nebenher trabenden Hamahri. Vornehme und reiche Damen benutzen jetzt auch Equipagen zu ihren Ausflügen.

Die Türkinnen sind in ihrer Jugend sehr schön, altern aber schnell und werden leicht zu stark. Es ist durchaus unbegründet, wenn man annimmt, der Türke liebe nur wohlbeleibte Frauen; er findet im Gegentheil schlanke Gestalten schön, nur kann er die ma­geren Frauen nicht leiden, und darin, denke ich, urtheilt er so ziem­lich wie der Europäer auch. Daß der Türke Fraucnschönheit zu würdigen weiß und hochschätzt, beweist schon der Ankauf der schön­sten Mädchen der Erde; eine Georginen» kostet in Konstantinopel von vier- bis funfzehntausend Piaster oder zweihundertunddreißig bis tausend Thaler unseres Geldes.

Ueber den Charakter der Türkinnen kann ich nicht Viel sagen, weil ich ihn nicht kenne. Ich weiß bloß, daß sie im Ganzen sanft und gutmüthig, sonst aber eitel, flatterhaft, lüstern, neugierig, plauderhaft, gesellschaftlich, prunksüchtig und nicht häuslich sind. Sie lieben, wie ihre Männer, den Putz ungcmein und tragen des­halb kostbare Geschmeide. Bis jetzt ist man in der Türkei noch nicht zu der Ausbildung der Goldarbeitcrkunst gelangt, um für wenig Thaler ein hohles Armband oder billige Ohrengehängc zu fertigen, sondern arbeitet die Schmucksachen nur aus massivem Golde. Ich habe höchst einfache, aber zierliche Armbänder gesehen, deren Gewicht vier Unzen des reinsten Goldes betrug. Der Werth dieser Armbänder bcli'cf sich auf 210 Thaler unseres Geldes. Es gibt auch noch schwerere, bis zu einem Goldwerthe von fünfhundert Thalern. Auf dem Basare in Kairo fand ich Ohrcngehänge im Werthe von tausend und mehr Thalern; es waren in Gold gefaßte Dia­manten.

Außerdem trägt die reiche Türkin auf dem Scheitel des Tar- buhsch ein Diadem. Die kleinen Goldmünzen in den Haaren feh­len nie. Als Binde gebraucht die Orientalin kostbare Kasche- mirshawls.

Auch die Männer prunken gern. Ein einfacher, gemeiner tür-