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europäischen Grundsätzen erbauen lassen, tragen dieselben doch immer noch sarazenisches Gepräge an sich und gerade dieses ist es, welches der arabischen Wohnung in den Augen des Europäers Interesse verleiht. Von Außen verspricht ein alt sarazenisches Haus nicht Viel. Es steht in einer dunkeln, krummen und engen Straße der Stadt, springt nach Oben immer weiter vor und nähert sich zuletzt dem ihm gegenüber stehenden Gebäude bis auf einen ganz engen Zwischenraum, lange nicht breit genug, um den Sonnenstrahlen zu erlauben, jemals bis auf die Straße herabzufallen. Aber gerade dadurch wird eine wohlthuende Kühle in der durch tägliches Besprengen mit Wasser abgcfrischtcn und entstäubten Straße erhalten, das beständig in ihr herrschende Halbdunkel macht sie nur noch heimlicher und angenehmer. Bon dieser Straße aus treten wir durch die stets verschlossene, uns erst auf unser Anklopfen sich öffnende Thüre in das Innere des Hauses; jetzt erst sehen wir, daß es wirklich bewohnt ist; von Außen war es uns nicht möglich, dies zu erfahren. Die breiten hohen Fenster sind durch enge Holzgitter verschlossen und wenn auch hinter ihnen manches Paar schwarzer, glühender Augen das Leben der Straßen beobachtet und uns längst gesehen hat, wir waren nicht im Stande, auch nur den Schatten einer Gestalt wahrzunehmen; wir würden dies nicht gekonnt haben, wenn wir uns in dem gegenüberliegenden Hause befunden und durch dessen Gitter geschaut hätten. DaS Gitterwerk ist viel zu eng, als daß es jemals von einem unberufenen Auge in einiger Entfernung durchdrungen werden könnte. Ein Bedienter empfängt uns in der Hausflur und führt uns, ohne nach unserem Begehr zu fragen, in den Diwahn des Hausherrn. Dieser befindet sich, wenn das Haus einen großen lichthcllcn Hofraum hat, zu ebener Erde, im entgegengesetzten Falle aber ein Stockwerk erhöht. Ohne angemeldet zu werden, treten wir ein.
Wir befinden uns in einem geräumigen, halbdunkcln, hohen Zimmer. Durch die vergitterten Fenster fällt ein gebrochenes, für Egyptcn höchst angenehmes Licht herein. Wir bemerken, daß sich in dem Gitterwerke Namenszüge befinden und lesen in dem einen Fenster in künstlich verschlungenen Schriftzügen: „Die Gnade des