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mehrere Nargiclehschläuche schlangenartig auf dem Boden herum und vermehren die Schwierigkeit, die volle Tasse zu tragen, allein die Diener sind so eingeübt, auch dann nie zu schwanken; leicht schreiten sie auf dem Boden dahin und besorgen ihre von der Etiquette ihnen streng vorgeschriebenen Geschäfte mit größter Sicherheit.
Unser Hausherr erhielt eine von den unsrigcn verschiedene Tasse. Sie besteht nämlich nicht aus Porzellan, sondern ist, wie auch der Sarf, aus dem Horn des Rhinozeros gedreht. Man schreibt einem aus solchem Material gefertigten Findjahn die Eigenschaft zu, aufzubrausen, wenn sich Gift in dem Kasse befinden sollte. Der Türke ist für diesen Fall so mißtrauisch, daß er sich, wenn er einen Andern besuchen muß, mit dem er nicht in den freundschaftlichsten Verhältnissen lebt, von seinem Bedienten die Horntasse nachtragen und sich von demselben in dieser den Kasse präscntircn läßt. So lächerlich uns diese Maßregel erscheinen mag, so ernsthaft ist sie wieder auf der anderen Seite, weil sie uns zeigt, daß bei den Türken Vergiftungen im Kasse oft genug vorkommen müssen. Zum Glück glauben alle Türken steif und fest an die nicht begründete Eigenschaft des Hornes des Rhinozeros.
Da wir als Europäer zu den anständigen und vornehmen Gästen gehören, erhalten wir auch Pfeifen. Bei Ueberrcichung derselben haben die Diener aber ebenfalls gewisse Ccrcmvnicen zu beobachten. Einer von ihnen besorgt das Amt des Djibuhkji (Tschi buhktschi) oder Tutunji, d. h. des Pfeifenstopfers, Tabaksvcrwahrers und überhaupt Dessen, dein Nauchgegenstände anvertraut wurden; er bekleidet im Morgcnlande und in der Türkei einen höchst nothwendigen Posten. Alle Pfeifen werden im Vor- saale gestopft und angeraucht. Der Bediente tritt mit der brennenden Pfeife in den Diwahn, geht auf uns zu, läßt sich auf ein Knie nieder, mißt genau die Entfernung ab, um uns den langen Tschibuhk mundrecht zu Präsentiren, setzt dann den Pfeifcn- kopf an der geeigneten Stelle auf den Fußboden und dreht uns das Mundstück zu. Nachdem wir die Pfeife mit der einen Hand gefaßt, vorher aber dem Hausherrn gedankt haben, zieht er einen kleinen Teller aus seiner Leibbinde und setzt in diesen den Kopf der