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Zweiter Theil
Entstehung
Seite
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Pfeife. Dies geschieht, um zu verhüten, daß brennender Tabak auf den Teppich fallen und diesen versengen möge. Erst jetzt be­ginnt die Unterhaltung mit unserem Wirthe und den anderen Gä­sten, weil man annimmt, daß der Neuangekommene müde und ei­niger Ruhe bedürftig sei. Die Pfeifen werden beständig gewechselt, weil die Köpfe nur wenig Tabak fassen. Der Türke raucht nur die Blume" des Tabaks, d. h. die obere Schicht in dem nach unten zu sehr enge werdenden Kopfe. Die Sitte, sich nur schon brennende Tschibuhkaht geben zu lassen, um der Mühe des Anrau- chens überhoben zu sein, geht so weit, daß mehrere Türken, die ich kennen lernte, sich sogar die Cigarren durch ihre Diener erst anrauchen ließen. Wenn wir unsere Geschäfte beendet oder genug geplaudert haben, stehen wir ohne weitere Ceremonie vom Diwahn auf, ziehen unsere Schuhe an falls wir nämlich in orientali­scher Kleidung gekommen waren, legen grüßend die Hand auf Mund, Stirn und Brust und verlassen mit einem erv' Ulall (mit Gott) das Empfangszimmer. Unser Wirth und seine noch blei­benden übrigen Gäste stehen ebenfalls auf, grüßen uns und setzen sich dann zur weiteren Unterhaltung wieder nieder. Sehr selten und nur bei ganz vornehmen Gästen kommt es vor, daß der Wirth diesen bis an die Thüre des Zimmers entgegengeht oder sie bis dahin begleitet. Alles geht seinem uhigen, stillen Gang; kein ewiges lästiges Abschiednehmcn, Sich - Empfehlen, Kratzfüße - Machen und Komplimente-Hersagen wie bei uns; der Fremde kommt und geht, ohne besondere Umstände zu verursachen oder zu beanspruchen. Ueber- haupt hat die türkische Etiquette manches Gute und trotz dem, daß man mit der größten Artigkeit behandelt wird und Wirth und Gäste zu behandeln verpflichtet ist, sind die Höflichkeiten nie so gesucht und übertrieben, um lästig zu werden, wie es bei uns oft genug der Fall ist. Der gebildete Türke ist der angenehmste Wirth, den man sich denken kann; er sucht seine Gäste bestmöglichst zu unter­halten und ihnen jeden Wunsch, so zu sagen, an den Augen abzu­sehen. Findet man Etwas besonders schön, so muß man sich hü­ten, dies ihn zu deutlich merken zu lassen. Ich kam im Anfange meines Aufenthaltes unter den Türken oft in Verlegenheit, daß