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Zweiter Theil
Entstehung
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zogene Leben der Frauen gewöhnt. Nur sehr wenige lernen Lesen und Schreiben; sür mahammedanische Mädchen giebt es keine Schu­len. Die Knaben der Wohlhabenden werden dagegen ohne Aus­nahme in eine der Privatschulcn, welche irgend ein Fakhie in's Le­ben gerufen hat, gesandt und lernen dort den Khorahn lesen und abschreiben, selten wohl auch ein Wenig rechnen. Erst mit ihrem zwölften Jahre dürfen sie dann und wann den Diwahn ihres Va­ters besuchen, werden aber auch dann immer von diesem unter fast knechtischer Zucht gehalten. So dürfen sie sich z. B. nicht nieder­setzen, ohne von ihrem Vater dazu aufgefordert worden zu sein, sie dürfen sich unaufgefordert nicht in ein Gespräch mischen und erhal­ten auch, wenn sie älter, ja sogar wenn sie schon sclbstständig sind, ohne ausdrücklichen Befehl ihres Vaters keinen Tschibuhk.

So reich in mancher Hinsicht der Diwahn des Hausherrn oder der Harchm im türkischen Hause ausgestattet ist, so ärmlich find die Zimmer für die Bedienung hergerichtet. Die Bedienung des Diwahn ist von der des Harchm, selbst bis auf die Ver­schnittenen vollkommen geschieden. Häufig hat der Harchm auch seine besondere Küche. Da die türkische Mahlzeit aus einer nam­haften Menge Gerichten, welche alle zu gleicher Zeit bereitet wer­den müssen, besteht, würde ein Koch bei doppeltem Tische sie gar nicht alle zurichten können. Ein Gericht, welches schon auf der Tafel des Hausherrn stand, wird nie in den Harchm gebracht, sondern der Dienerschaft überlassen und selbst bei den größten Gast­mählern bleibt sür Ersteren oder für den folgenden Tag Nichts übrig. Die türkische Küche unterscheidet sich in vieler Hinsicht von der unsrigen. Fast für jedes einzelne Kochgeschirr ist eine besondere Fcuerstclle errichtet und da der Geschirre gerade so viele sind, als Gerichte auf den Tisch kommen sollen, steht man in größeren Häu­sern oft zwanzig und mehrere Roste neben einander. Alle Geschirre sind von Kupfer gearbeitet, werden sehr reinlich gehalten und oft verzinnt. Neben der Küche befindet sich auch noch ein kleiner Back­ofen (Fürn), in welchem die Mehlspeisen von dem Koche gebacken