Dokument 
Zweiter Theil
Entstehung
Seite
80
Einzelbild herunterladen

80

eifrig dm Dünger der Rinder, Pferde, Esel und Kamele, mischen ihn mit klargcschm'ttenem Stroh und Wasser zu einem Brei an und bilden hieraus dünne Kuchen, welche an der Sonne getrocknet werden. Oft wird mit ihnen auch das ganze Haus tapezirt. Das ist das Brennmaterial des Fcllah. Er ist genöthigt, die Salmiak­dämpfe des brennenden Mistes beständig einzuathmcn, er kocht mit ihm seine wenigen Speisen, er bäckt sein Brod damit. In seiner Hütte liegt er dicht gedrängt mit seiner Familie und selbst der Schlafende muß noch während der Nacht die dem Organismus wahrhaft giftigen Ausdünstungen der Erde und der dicht neben ihm schlafenden Menschen cinsaugen. Ist es dann ein Wunder, wenn die Pest einen so zu ihrem Empfange vollkommen vorbereiteten Körper in wenig Stunden bewältigt?

Und wie elend, wie dürftig ist seine Nahrung! Nur an hohen Festtagen kann man ein Gericht Fleisch in seiner Hütte sehen. Seine gewöhnlichste Speise sind die sogenannten Buffbohnen in Wasser gekocht mit ein Wenig Ocl und Salz gewürzt. Hierzu ißt er sein Durrahbrod. Sein Mittagscfsen besteht manchmal auch aus Linsen, dem gewöhnlichen Essen der Schiffslcutc, stets ohne alle Würze, Salz etwa ausgenommen. Zur Zeit der Dattelreife lebt er fast nur von Datteln; wenn er Mais ansäete, ißt er die in der Asche gebratenen Kolben desselben. Die einzige Erholungs­stunde, welche sich der schwer geplagte Mann zuweilen erlauben darf, ist ein Gang in das ärmliche Kaffchaus des Dorfes, wo er für fünf Para zwei Tassen eines reichlich mit gebrannten Bohnen versetzten Kaffes trinkt. Glücklicher Weise empfindet er seine bei­spiellose Armuth nicht so, als sie jeder Andere empfinden würde; er hat nie bessere Zeiten kennen gelernt, wird aber auch wohl nie bessere sehen.

Das Brod des Fellah wird von den Weibern tagtäglich frisch gebacken. Es besteht in dünnen Kuchen aus Durrah- oder Mais­mehl, welches ebenfalls erst von der Frau in einer erbärmlichen Handmühle gemahlen wurde. Die Brodkuchen werden bei der herr­schenden Dürre schon nach ein oder zwei Tagen steinhart, dann ißt man sie im Wasser aufgeweicht.