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Zweiter Theil
Entstehung
Seite
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Den Walzen, die Gerste und den Erlös aus seinem Vieh­stande braucht der Fellah mehr als nöthig, um die ihm von der Regierung aufgelegten Steuern völlig zu decken. Früher durste er ein Dritttheil des Ernteertrags für sich verwenden, jetzt hat er kaum ein Fünftheil des Ganzen zu seiner Verfügung. Die Regie­rung geht bei Eintreibung ihrer Steuern unerbittlich zu Werke. Das Dorf hastet für den einzelnen Bauer, der Kreis für das ein­zelne Dorf, die Provinz für den einzelnen Bezirk. Der Fellah darf nicht daran denken, sich auszubilden, er hat Viel zu Viel für die Regierung zu arbeiten und es nimmt Einen wirklich Wunder, wenn man in ein egyPtischcS Dorf kommt und dort um ein durch Durrahstroh unterhaltenes Feuer zwanzig bis dreißig Knaben am späten Abende sitzen steht, welche ein alter Fakh're um Gotteslohn im Lesen und in der Religion unterrichtet. Der Fellah wächst auf wie das Vieh, er nimmt sich mit seinem sechzehnten Jahre ein Weib, arbeitet und stirbt. Im Elende und im Schmutze geboren, lebt und stirbt er im Elende und Schmutze dahin. Mag er noch so indolent erscheinen, die Hauptursache seines Elendes ist und bleibt die Regierung, der ihn ewig drückende und quälende, jede geistige Regung tödtende, die physische Kraft vernichtende Zwang von Oben. Er hat Nichts, was er sein nennen könnte, er besitzt als Pachter des von ihm bewirthschafteten Landes Nichts, worauf die Regie­rung nicht eine Steuer gelegt hätte. Er verkauft eine Kuh, die Regierung beansprucht die Haut davon; er Pflanzt einen Palmen- baum, die Regierung verlangt drei Silbcrgroschcn unseres Geldes davon; er haut ihn um, die Steuer bleibt dieselbe; eine seiner Töchter ist schön und geht hin, um als öffentliches Mädchen Geld zu erwerben, die Regierung besteuert ihr schönes Gewerbe. Russegger hat in seinem gediegenen Werke die Zustände und Lebcnsverhältnissc des Fellah so ausführlich beschrieben, daß ich, wenn sich einer meiner geehrten Leber darüber genauer zu unterrich­ten wünscht, auf dasselbe verweisen kann.

Ehe wir »un noch einige hervorragende Erscheinungen aus

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