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in ihrer Denk- und Handlungsweise die vollendetsten Schurken, die ehrlosesten und niedrigsten Schmeichler, die schlimmsten und gefährlichsten Bösewichtc, weil sie ihre Tausende von Schlechtigkeiten stets unter der Larve der größten Frömmigkeit oder Rechtschaffenheit begehen. Dabei üben sie leider eine bedeutende Herrschaft aus, weil sie schon ihre Stellung häufig zu Vertrauten und Rathgebern der Herrscher macht. Ausnahmen sind selten. Ihre Frauen, mit denen sie (wie wir weiter unten sehen werden), so zu sagen, Handel treiben, sind im Ganzen ziemlich hübsch, verwelken aber schnell, weil sie schon vor ihrem zwölften Jahre verheirathct werden. In Sitten und Gebräuchen ähneln die Kopten sehr den Mahammeda- nern, mit denen sie auch stets so vertrauten Umgang pflegen, daß man sie füglich für Mahammedaner'halten könnte. Nur der schwarze Turban unterscheidet sie in ihrer Kleidung von der Mittelklasse der Egypter. Grün, die Farbe der Nachkommen des Propheten (Sche- rief), ist ihnen zu tragen verboten. Sie sind „Raja", d. h. Unterthanen der cgyptischen Regierung und werden durch keinen Konsul einer europäischen Macht beschützt.
Erhaben über den Kopten, wie über den Fellahihn, selbst über einen großen Theil der Türken, steht in moralischer Hinsicht das kleinste Volk Eghptens, die Beduinen. Sie sind in der Freiheit der Wüste geboren und groß geworden, sie leben und sterben dort; sie denken und handeln frei und edel, wie jeder Frcigcborcne. Noch haben sich bei ihnen die alten Sitten ihrer Voreltern bewahrt, noch hegen sie dieselben Gefühle für Recht oder Unrecht, welche die Patriarchen hegten, noch sind sie, wie jene, mit Herz und Hand bereit, ihr gutes Recht sich zu erhalten oder zu verschaffen. Der Beduine, das Kind der hochhehren Wüste, ist noch der Sohn der alten und für ihn ewig neuen Freiheit, er ist der unverdorbene Nachkomme seiner tapfern und edlen Ahnen. Der Beduine lügt nie, er bestiehlt oder betrügt Niemanden, wohl aber tritt er mit der Waffe in der Faust als kühner Räuber hervor, um sich seinen Lebensunterhalt zu erringen. Er beraubt den friedlich durch die
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