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Wüste als Zufluchtsstätte offen und dorthin reicht selbst der Arm des egyptischen Herrschers nicht. Die Regierung hat eine Art Ueber- einkommen mit den Söhnen der Wüste getroffen, wodurch jetzt wenigstens der offene Krieg beendet worden ist. Sie haben noch immer ihre eigene Gerichtsbarkeit, welche die von ihnen selbst gewählten Schiuhch handhaben. Wenn auch im Ganzen gute Mahamme- daner, sind sie doch lange nicht so fanatisch, wie die mehr auf religiöse Cercmonieen haltenden Fellahhihn. Ihre Handlungen werden mehr durch ihre ihnen von Alters her angestammten Gebräuche, als durch die Vorschriften der Religion geregelt. Der Bruch der Gastfreundschaft wird von ihnen fast immer mit dem Tode bestraft.
Vor einigen Jahren trat ein berüchtigter Räuber Obcregyptcns in das Zelt eines Beduinen und wurde nach dem üblichen Gruße von diesem mit dem „Marhaba" (Du sollst willkommen sein) als Gast anerkannt. Schon seit Langem fahndete die Regierung auf den Kopf des Räubers und hatte, weil er allen seinen Verfolgern immer geschickt entgangen war, schließlich einen Preis von mehreren tausend Piastern für Den ausgesetzt, der den Räuber lebendig oder todt überliefern würde. Der Beduine wußte dies und erkannte seinen Gast gar wohl. Allein, ohne sich etwas merken zu lassen, behandelte er den Fremden mit aller der Auszeichnung, welche die Gäste genießen und aß „das Brod und Salz" mit ihm. Im Schlafe überfiel er den Arglosen, knebelte ihn und lieferte ihn an die Regierung ab, von der er auch die Belohnung bezahlt erhielt. Drei Tage später fand man seinen Leichnam von unzähligen Kugeln durchbohrt in der Wüste. Sein eigener Stamm hatte ihn gerichtet.
Die übrigen Bewohner Egyptcns sind eigentlich nur Fremdlinge im Lande und haben sich so mit der herrschenden Bevölkerung vermischt, daß sie auch die Sitten und Gebräuche derselben angenommen haben. Nur über die Lcvantiner oder arabischen und zwar meist lateinischen Christen sollte ich wohl noch Einiges sagen, aber ich habe, nachdem ich das Wesen und Treiben dieser heuchlerischen