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Holz bestehender Aufsatz befestigt, über welchen ein die ganze Gestalt einhüllendes, bis auf die Knöchel herabfallendes, in der Mitte durch einen Gürtel zusammengehaltenes Gewand von brennendrother Farbe herabhängt. Spangen, Goldkettcn und anderer Schmuck ist an dem erwähnten Aufsätze befestigt und auch der Gürtel gewöhnlich mit Gold gestickt. Die Braut, welche gleichsam in einem Sacke steckt, kann Nichts sehen und wird deshalb von zwei Frauen geführt. Hinter dem Baldachin schreitet ein ernstes Kamel gravitätisch einher; es wird von einem Araber geführt und ist gar köstlich beladen, denn auf ihm sitzen in einer Art Sänfte zwei oder vier junge Mädchen oder Frauen, Freundinnen der Braut, und schauen von ihren hohen Sitzen herab mit den glühenden, schönen schwarzen Augen neugierig dem Gewühle zu. Auch das Kamel ist festlich geschmückt. Es trägt auf dein Kopfe ein Büschel von Straußenfedern, am Halse mit kleinen Zaylmuscheln besetzte, mit Franzen bchangcne Lederstrcifen, und ist auch sonst noch auf alle mögliche Weise phantastisch herausgeputzt. Ueber den Sitzen, zu beiden Seiten des Sattels, wölben sich Palmenwedel zu einer Laube zusammen, bunte Tücher flattern an ihr, Blumen schmücken sie. Hinterdrein kommen die Hochzeitgäste. Der Zug geht durch viele Straßen hindurch und wird von der jauchzenden Menge begleitet. Gewöhnlich bringt er die Braut schließlich nach dem Hause des Bräutigams, selten nach dem ihres Vaters zurück. Dort angelangt, betritt sie die für sie bereiteten Gemächer des Harehm, in deren Vorsaale sich der Bräutigam aufhält, um hier sich mit seinen Gästen zu unterhalten. Diese sind eifrig bemüht, ihm die Zeit mit manchen Hochzeitspäßen zu vertreiben. Nach Ankunft der Braut erscheint ein Geistlicher und trägt in dem gewöhnlichen näselnden Tone der ,,Fukhera" einige Stellen aus dem Khorahn vor, welche sich auf die Ehe beziehen, fügt diesen gewöhnlich die lehrreiche Mahnung bei: „Du sollst bedenken, daß das Weib aus einer Ribbe gebildet ist; ebenso wenig Du diese gerade biegen kannst, ebenso wenig wirst Du gewaltsam die Untugenden eines WeibeS vernichten, und darum, o Gläubiger, habe Geduld mit ihr!" und schließt seinen Sermon mit der Fathcha. Vorher war der Bränti-