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Zweiter Theil
Entstehung
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schlechts ist, von einem Fakksse, wenn sie weiblichen Geschlechts ist, von den weiblichen Anverwandten gewaschen und in denKeffn*)" ' gehüllt. Die Todtenklage findet auch in Egyptcn, aber in einer

weniger rohen Weise als im Sudahn statt.

^ ' Sechs Stunden nach dem Tode erscheint ein Geistlicher mit

^ den eine Bahre Tragenden, um die Leiche nach dem Friedhofe zu

s! bringen. Die Bahre ist einem Sarge ohne Deckel vergleichbar, an

I; , dessen Kopfende ein Stab mit einem Knopfe emporragt. Auf die­

sen wird bei Männern ein Turban, bei Frauen ein weiblicher Kopfputz befestigt; war der Verstorbene ein Nachkomme des Pro­pheten, dann ist der Turban grün umwunden; bei einem Dcrwihsch sieht man dessen spitze Filzmützc aufgesteckt. In diese Bahre wird , der Todte gelegt und mit einem roth- oder grünseidcnen Tuche, in

I welches Khorahnsprüche eingewebt sind, bedeckt. Vier Männer tra­

gen die Bahre, einige andere gehen zu beiden Seiten derselben und tragen Fahnen, in welche die Worte des Glaubensbekenntnisses . . eingestickt sind. Mehrere Blinde eröffnen den Leichenzug, ihnen

folgen die Knaben der Nachbarschaft, von denen einige die Blin­den führen. Die Blinden sollen für den Sehenden eine Mahnung sein, daß er einmal blind diesen Weg gehen müsse. Dann fol- >, gen die Männer und hinterdrein die Frauen, von denen sich in

- jeder Straße immer mehr und mehr anschließen.

Unter beständigem Absingen der Glaubensworte:Ua il lall» il ^.Ilalr, Nallamliwä ra88ulll ^Ilall!" bewegt sich der Zug zuerst nach der Moschee; dort wird die Bahre in die Vorhalle niederge­setzt, der Geistliche spricht einige Gebete, dann ruft er mit lauter Stimme:Bezeuget mir beim allbarmhcrzigen Gott, ihr Gläubi­gen, war dieser, den wir beerdigen wollen, ein frommer Mann!" Und wenn dann Alles antwortet:Ja, bei Gott, das war er, er hat als Gläubiger gelebt und ist als solcher gestorben!"" dann spricht er:Nun wohlan, so bittet Gott, daß auch ihr den Tod dieses Gerechten sterben möget. Allah nehme seine Seele auf in das Paradies und sei uns gnädig!"Amen!"" schließt die Ver-

') S. Th. 1 S. 173.