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sammlung. War der Verstorbene dagegen ein sündhafter, böser Mann und schweigt auf des Geistlichen Anfrage die geringe Versammlung, dann spricht der Fakh'ie sehr ernst: „Gott sei seiner Seele gnädig!"
Von der Moschee aus geht der Zug unter dem vorhin erwähnten Gesänge und dem Klagen der Begleiterinnen nach dem Friedhofe. Hier wurde ein nur vier Fuß tiefes Grab ausgegraben, in welches die Leiche mit ihrer Hülle auf die bloße Erde gelegt wird. Der Geistliche spricht noch einige Worte am Grabe, dann wird dasselbe mit Erde zugedeckt und oben mit einzelnen Kieselsteinen belegt.
Die Reicheren lassen für ihre Verstorbenen Mausoleen errichten. Es sind gewöhnlich sehr einfache, wcißbetünchte, einem riesigen Grabsteine ähnliche Mauern. Am Kopfende befindet sich ein aus Stein gehauener Turban und eine Platte mit Namen und Todestag des Verstorbenen. Vornehmere bauen eine kleine Kapelle über die Gräber ihrer Lieben und lassen dort dann und wann einen Fakh'ie Gebete lesen.
Eine eigene Art von Gräbern sind die der Schiuhch, der für heilig oder wenigstens sehr fromm gehaltenen Personen, denen oft noch nach dem Tode große Wirksamkeit zugestanden wird. Ein Mohammedaner, welcher sein Leben stets nur religiösen Uebungen weihte, den Khorahn auswendig verstand, vielleicht mehrere Male in Mekka war und sich von den Uebrigen in Gottseligkeit auszeichnete, wird für heilig erklärt. In ganz ähnlicher Weise behandelt der Gläubige auch seine Blödsinnigen. Er sagt: „Sie sind von Gott geschlagen, sie sind genöthigt gewesen, hier auf Erden ein trauriges Leben zu führen, werden aber dort Oben um so besser versorgt werden." Man errichtet diesen, wie jenen, nach dem Tode besondere Grabmähler, entweder runde Kuppeln auf quadratischem Mauerwerke oder spitze, konische Thürme mit einer Thür. Wo es angeht, umpflanzt man sie mit schattengebenden Bäumen. Fast in jedem Dorfe sieht man solche „Khubbet" odcr„Tu- rahb*)", häufig aber auch hoch auf den Gebirgen, zu beiden
Plural von Khubbe, Kuppel und Turbe, Grabmahl.
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