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dieses versagt habt, aber nach seiner Güte erläßt er Euch dieses. Darum geht zu ihnen und begehret, was Gott Euch erlaubt, esset und trinket, bis man beim Morgenstrahle einen schwarzen Faden von einem weißen unterscheiden kann. Dann aber haltet Fasten bis zur Nacht, bleibet von ihnen (den Frauen nämlich), ziehet Euch in's Bethaus zurück. Dies sind die Schranken, welche Gott gesetzt, kommt ihnen nicht zu nahe. So lehret Gott die Menschen seinen Willen, auf daß sie ihn verehren."
Wenn sich nun heutigen Tages des neuen MondeS Sichel zeigt, donnern die Kanonen der Forts großer Städte ihren hallenden Gruß dem heiligen Monat entgegen. Feuersprühende Racketcn entsteigen den größeren Plätzen der Städte, in allen Gassen knattern Gewehre. Alsbald beginnt das eigentliche nächtliche Leben der Fastenzeit. Der strenge Gläubige enthält sich auf seines Propheten Befehl des Essens, Trinkens, Rauchens, der Fromme thut noch mehr, er übt ein Werk ,,der Sunne*)," die Sudahnesen kauen bei Tage keinen Tabak mehr und versagen sich sogar ihre Zahnbürste (s. Th. 1 S. 185), um die Speicheldrüsen zur Befeuchtung ihres vertrockneten Mundes nicht zu reizen. Daß es während der größten Hitze des innerafrikanischen Sommers eine wirkliche Marter ist, einen ganzen langen Tag zu fasten, sieht Jeder leicht ein. Diejenigen aber, welche die Mahammedaner wegen einer so strengen Befolgung ihrer Religionsgesetze zu belächeln geneigt sein sollten, erinnere ich daran, daß sie jetzt die Jahreszahl 1270 schreiben — im Jahre 1270 nach Christi Geburt geißelten sich christliche Mönche und Nonnen ihren Rücken blutig — Alles zur Ehre Gottes und seines Heilandes!-
Der Gläubige macht im Ramadtahn die Nacht zum Tage. Ehe noch der Mueddihn der im Westen sinkenden Sonne seinen Schoi- degruß zuruft, ehe er noch mit volltönigcr Stimme die Gläubigen zum Gebete des Morhreb auffordert, ermuntern und erheitern sich die durstigen Gemüther. Die Kaffehäuscr werden geöffnet. Auf
*) Mksmmkrls»! mgxime pü per lotum n>e»sem cum uxvribus suii, nou coeunt.