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Dcr kleine Bairam, von den Arabern als „Aeid el bachie" — Schlachtfest — gefeiert, soll eine Erinnerung an das Opfer Abraham's sein. Er wird ebenfalls für hochheilig gehalten. Jeder Hausvater schlachtet an diesem Tage, wenn er es vermag, ein Schaf.
Eine Feierlichkeit oder Festlichkeit ganz eigener Art wird, obgleich die Repräsentanten aller mahaimnedanischcn Länder zugegen sind, nur in Kairo begangen. Es ist der Tuhs el Cha liefe, jener merkwürdige Ritt des Chaliefen, welcher die große Pilgcrkara- wane nach Mekka begleitete und bis Egypten zurückbrachte. Auf einem prächtigen, edlen Rosse sitzend, reitet dieser über eine Brücke von dicht neben einander liegenden Menschen hinweg. Ich weiß nicht, welchen Beweggrund dieser Gebrauch hat, kann aber versichern, daß dcr Tuhs el Chaliefe ein sehr großes Fest ist. Außer den eben erwähnten Belustigungen finden auch noch Prozessionen statt, durch welche die Leute so fanatisch gemacht werden, daß sie sich freiwillig hinlegen, um den Fürsten dcr Kirche über sich wegrei- tcn zu lassen. Obgleich das Roß von zwei Reitknechten, welche auch noch auf der Mcnschenbrücke wandeln, geführt wird und sehr sorgfältig auftritt, kommt es doch vor, daß Einzelne durch die Hufe des Pferdes bedeutend verletzt werden. So etwas stört aber den Araber nicht. Sein Aberglaube erklärt eS ihm dadurch, daß dcr, welcher beschädigt wurde, nicht recht fest im Glauben war, weil Jeder, dcr fest glaubt, nicht verletzt und überhaupt von keinem Unglück betroffen werden kann. Der Tuhs el Chaliefe findet in Kairo auf dcr Birket el Esbekle statt. Schon viele Tage vorher wurden die nöthigen Zubereitungen getroffen, z. B. Zelte und Kaffebudcn errichtet u. s. w.
Bor allen mahammedanischcn Festen verdient noch eins hervorgehoben zu werden, welches mit dem Laubhüttenfcst dcr Juden einige Aehnlichkeit hat. Es ist das Fest des eingcathmeten Morgenlüftchens, „Schimm «l Nössrhm*)." Gewöhnlich wird es am
*) „Scliimm" heißl Rieche» oder Ein athmen, „Ncssilun," ein leichtes, vor Sonnenaufgang wehendes Lüftchen.