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Zweiter Theil
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dritten Pfingstsciertage begangen, obgleich es sonderbar ist, daß sich die Mahammcdaner bei der Feier eines Festes nach den Chri­sten richten. Wer es kann und vermag, verläßt an diesem Tage vor dem Morgengrauen seine Wohnung und geht in einen Garten der Stadt. In Kairo sind die Gärten von Rohda und Schu- bra dem Volke geöffnet worden. Männer und Frauen strömen in Schaaren dahin, um die Morgenluft, später aber auch die Mit­tags- und schließlich noch die Abcndluft im Freien zu genießen. Auch alle übrigen Gärten der Stadt, selbst die Anlagen des Wir­ket cl Esbekre sind mit Menschen erfüllt. Unter jedem Zitronen- oder Orangenbäume lagert eine Familiengruppc fröhlicher Men­schen. Man hat öffentliche Kaffezclte aufgeschlagen, aber auch jede Familie hat ihr Kochgeschirr mitgebracht, um den köstlichen Trank für sich zu bereiten. Arm in Arm wandeln die Aralerinncn, ge­müthlich plaudernd, im Gewählt herum, stiller und ruhiger sitzen einige Türkinnen auf ihren Teppichen, mit den funkelnden schwar­zen Augen die Menge beschauend; Alles wogt durch einander, Män­ner und Frauen, Christen, Juden und Mahammcdaner, Türken, Europäer und Araber. Aus den Orangcnhainen erschallt Gesang, Gelächter, Zithcrspiel, Schalmeien-, Flöten- und Harfenton. Die jungen Bursche kaufen oder stehlen Blumen, um diese ihren Schö­nen zu schenken, kein Wächter oder Polizcimann stört das Vergnü­gen des Volkes. Man glaubt, daß der Genuß des Ncssihm von sehr heilsamer Wirkung für die Gesundheit sei. Kurze Zeit nach dem Feste beginnen die schädlichen heißen Südwinde oder Chama- sihne zu wehen, die, wenn sie anhaltend sind, nicht nur alle Stra­ßen in Staubwolken hüllen, sondern auch das Laub der Bäume vertrocknen und auf Menschen und Thiere eine überaus lästige, ab­spannende und lähmende Wirkung äußern. Der Schimm el Nes- sihm ist, dem Aberglauben des Volkes nach, ein sehr gutes Schutz­mittel gegen diese Winde, erheitert und kräftigt den Sinn, stärkt Glieder und Gesundheit und ist überaus zuträglich in jeder Hin­sicht für Den, welcher daran glaubt.

Häusliche Feste, welche nicht mit einer religiösen Ceremonie zusammenhängen, kennt man nicht. Zuweilen versammeln sich die