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Zweiter Theil
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Entzückens unterbrechen zu wollen. Vergnügen und Frohsinn herrscht überall.

Die größten und besuchtesten europäischen Gasthäuser liegen in unmittelbarer Nähe des Esbekie und gewinnen dadurch gar sehr an Annehmlichkeit. Denn da noch eine sehr belebte Straße mit ächt sarazenischen Häusern nach dem Bahb cl hatict, einem nach Schubra hin nördlich von der Stadt gelegenen Thore, führt, bietet die Esbekie fortwährend ein interessantes, ewig wechselndes Bild. Sie ist einer der schönsten Plätze, die ich kenne, und fast der einzige Vergnügungsort der europäischen Bevölkerung.

Ueber die Esbekie hinwcgreitend kommt man nach der Muhski. Obgleich man sich noch in dem von den Europäern bewohnten Stadtthcilc befindet, beginnt der Zauber der Hauptstadt doch jetzt schon, die Sinne zu umstricken. Ihn empfindet Jeder, der Kairo betritt. Man glaubt nicht bloß in einem anderen Erd- theile, sondern in einer anderen Welt zu sein und weiß nicht, wo­hin man zuerst seine Blicke richten, seine Ohren wenden soll. Ich habe daS Bild einer der Straßen Kairo's schon oben zu schildern versucht; der Eindruck, welchen es auf den Beschauer macht, wie­derholt und verstärkt sich, so oft man Kairo nach längerer Abwe­senheit wieder besucht. Zu schildern ist er nicht, denn er ist eben ein zauberhafter, nicht mit Worten wiederzugebender. Und diesen Eindruck übt nicht nur eine Straße, ihn übt ganz Kairo aus. Es ist nicht die Schönheit des Einzelnen, sondern vielmehr die Harmonie des Ganzen, welche eine so mächtige Wirkung aus das menschliche Gemüth hervorbringt.

Die Muhöki im engeren Sinne ist eine ziemlich breite und lange Hauptstraße mit mehreren kleinen Nebengassen und Gäß- chen, von denen einige sich weit verzweigen und in die Quartiere der Kopten und Araber ausmünden. In der Muhski wohnen fast nur Europäer und zwar im bunten Gemische aller Nationen durch ein­ander. Allein die Wichtigkeit der Straße besteht darin, daß sie gleichsam der europäische Basar ist. Hier befinden sich die Vcr- kaufslädcn der europäischen Erzeugnisse, drei Apotheken, die Schreib­stuben großer Handelshäuser, die Vizckonsulate, die Arbeilsstuben

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