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Zweiter Theil
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gewisse Ceremonieen beobachtet und dann den Bindfaden der Frau um den bloßen Leib herum bindet. So geht hier der Aberglaube mit der Sage Hand in Hand und schwächt die lieblichen Erinne­rungen, welche uns diese vor die Seele führt.

Mit Heliopolis haben wir das letzte, von uns noch nicht be­suchte Denkmal aus der Pharaonenzeit in der Nähe Kairo's ken­nen gelernt und wenden uns auf unseren Ausflügen jetzt zu dem noch in voller Blüthe stehenden, lebendigen: ich meine die groß­artigen, orientalisch-schönen Gartenanlagen in Schubra und auf der Insel Roh da oder Rudah.

Schubra liegt drei Viertelstunden nördlich von der Haupt­stadt. Man reitet in einer schönen schattigen Allee von Sykomo- ren und Platanen dahin. Am Wege stehen Mimosen, deren Blü- thendust die ganze Atmosphäre würzt. Zahlreiche Landhäuser ma­chen den sehr belebten Weg angenehm; sehr viele Schöpfräder be­wässern rechts und links am Wege herrliche Gärten mit dunklen Orangenhainen. In Schubra zeigte man früher dem Fremden zu­erst einen großen männlichen Elephanten mit mächtigen Stoßzäh­nen. Er war mit einer starken Eisenkette am Stamme einer Sy- komore gefesselt. Später nahm ihn Saaid-Pascha, der jetzige Vizckönig, mit sich nach Alerandricn, wo er, wie ich bereits be­richtete , im Mareotissce ertrank.

Der große berühmte Garten von Schubra, den einige Rei­sende den ersten Garten der Welt nannten, macht den Eindruck, welchen man erwartet, nicht. Er ist im Renaissance angelegt, gut be­wässert und gehalten und von einer ganzen Vogelwelt bewohnt. Mitten darin steht der Kiosk oder Sommerpalast des alten Mahammed- Aali. Das großartige Gebäude bildet ein ungeheures Viereck, in­nen mit breiten Colonnaden, deren von vergoldeten Säulen getrage­nes Dach auf das Mannigfaltigste verziert ist. Die Säulengänge umschließen ein ungeheures Marmorbecken, in dessen Mitte sich auf einer Insel ein Pavillon erhebt. Das Ganze kann mit Gas be­leuchtet werden und muß dann bei Nacht einen wirklich feenhaften Anblick darbieten, noch eher aber ihn zu Zeiten des alten Muham­med ihn dargeboten haben, wenn dieser sich, wie er gar gern that,