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Zweiter Theil
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schien diesen nicht gerade besonders zu gefallen, wenigstens zeigten sie keine große Eile. Allein dennoch waren mehr als tausend Ar­beiter in Thätigkeit, meistens von der Regierung gepreßte und mit der Hetzpeitsche zur Arbeit getriebene Leute. Der Vizekönig hielt sich oft in seinem neuen Schlosse auf und ließ seine Knabenbatail- lonc Parade machen. An Hunden, Katzen, Hühnern, Tauben und anderem Pich fehlte es da, wo Aabahs sich aufhielt, natür­lich nie.

Nördlich von Aabahsie oder Hassuan liegt gegen zwei Stun­den von Kairo entfernt das altbcrühmte Heliopolis, schon in der Bibel unter dem Namen On (1. B. Mosc 41. 50) erwähnt. Der Weg führt von Kairo aus an Aabahste vorüber, auf dem Damme eines Kanals dahin, welcher sich fast am Saume der Wü­ste hinzieht und nach dem Lande Gasen wendet. An der Stelle des alten Sonncntempels sieht man das heutige Dorf Mätsrks. Nur noch ein einziger Obelisk steht aufrecht, alles klebrige liegt im Schütte begraben, auf dem man theilweise schon wieder Gär­ten angelegt hat; große Strecken sind noch vom Schutt bedeckt. Der Obelisk ist einer der größten und schönsten, welche ich in Egypten gesehen habe, dient aber jetzt einer Art Wespen zur Woh­nung, welche seine Hieroglyphen und Cartouchcn mit Lehm über­klebt haben.

Nicht allzu weit vom Obelisken entfernt stößt man auf eine große Merkwürdigkeit in Egypten: eine Quelle mit süßem Wasser. Die Araber nennen sieAi'n el schemms", d. h. die Sonnen- quelle. Die Sage bezeichnet sie als dieselbe, von welcher Joseph und Maria mit dem Kindlein auf ihrer Flucht nach Egypten tran­ken. Ganz in der Nähe sieht eine uralte, riesige Sykomore in ei­nem Garten. Unter diesem Baume soll die Mutter des Heilandes mit ihrem Gemahle und dem Kinde geruht haben, nachdem sich die Familie an der Quelle erquickt. Der Baum steht in großer Ach­tung bei den Christen Egyptens und Syriens, dient aber auch zu gleicher Zeit einem merkwürdigen Aberglauben zur Basis. Man glaubt nämlich, Unfruchtbarkeit der Frauen dadurch heilen zu kön­nen, daß man einen Bindfaden um den Stamm des Baumes legt,