Dokument 
Zweiter Theil
Entstehung
Seite
207
Einzelbild herunterladen

207

Flügel; mit Beginn der Dunkelheit brechen sie auf. Krächzend ver­läßt die nächtige Schaar die Bäume und fliegt den Sümpfen zu, um dort die Jagd auf Fische und Amphibien fortzusetzen, welche die Tagreiher kaum geendet. Die Rohrdommel, welche vorher still war, steckt im Frühjahr den Schnabel in das Wasser und bringt so ihr weitschallendes Geschrei, das man für das Gebrüll eines Ochsen halten könnte, hervor. Bei Mondschein sind auch noch andere Vogel lebendig. Der Löffler durchsucht dann den Schlamm so eifrig als bei Sonnenschein und alle Regenpfeifer tummeln sich sorgloser und lustiger als bei Tage. Oeckionomus vrepitr»n8, der Dickfuß, ein ohnehin nächtlicher Vogel, kommt aus den nahen Dörfern und Städtchen, wo er bei Tage auf den platten Dächern großer Gebäude herumspazicrte, herbeigeeilt und mischt sich unter die fröhliche Gesellschaft. Lange vor der Morgendämmerung fliegen alle diese Nachtvögel nach ihren Ruheplätzen zurück; mit Beginn des Tages verlassen auch die Schlafgäste die Sümpfe, nach Son­nenaufgang ist es in ihnen ziemlich still geworden. Die Nothwen­digkeit, Nahrung zu suchen, treibt erst bei späterer Tageszeit wie­der andere Sumpfvögel an solche Schlafplätze und so kommt es, daß diese niemals ganz entvölkert sind.

So dauert dieses Zusammenleben der verschiedenen Vogel fast die ganze Winterszeit hindurch, bis die stärker werdende Frühlings­sonne einzelne vertreibt und andere herbeizieht. Ende Februars schon sammeln sich die Scharben zu Reisegesellschaften, man sieht Abends ungeheure Züge von ihnen nach den Schlafplätzen fliegen; aber sie werden mit jedem Tage schwächer. Der Pelekan ist zum Fluge gerüstet, der Fla Mining vertheilt sich täglich mehr. Jede Nacht hört man das pfeifende Geräusch des Fluges der heim­wärts wandernden Enten. Die Adler, welche nicht nach Europa gehen, ziehen sich nach einzelnen öderen Inseln zurück und schreiten dort zum Nestbau; der Gleitaar gründet schon im Januar sei­nen Horst, der Milan baut im Februar eifrig. Um diese Zeit trocknen auch die Sümpfe, welche der zuweilen herabfallende Regen noch mit Wasser versorgte, mehr und mehr aus und ihre Bewoh­ner verschwinden in eben dem Maßstabe, als das Wasser der