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Zweiter Theil
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welcher in Mekka geboren wurde, nach Tanda wanderte, lange Zeit da wohnte und daselbst starb. Zu seiner Ehre werden hier nun r jährlich zweimal große, unter dem Namen Muhlct el Saa'id in der ganzen mahammcdanischcn Welt bekannte Feste gefeiert. Muh­lct bedeutet ungefähr so viel als Weihe und hier, da sein Grab eine Betkapelle ist, Kirchweihe. Mit diesen Festen hat man große, sehr besuchte Messen verbunden. Wer es nur irgend vermag, nimmt daran Theil, und wenn ein Egyptcr nicht nach Mekka wan­derte, um dem Gesetze seines Propheten (Mlaii musellsm vvu al­lein gsloilui!) zu genügen, war er gewiß einige Male mit beim Muhlct el Saa'id und glaubte so seiner Schuld ziemlich entle­digt zu sein. Saaid steht dicht neben dem Propheten und sein Grab gilt für einen segenbringcnden Wallfahrtsort. Auch jetzt noch thut der Heilige große Wunder. Wer zu seinem Grabe tritt, dort betet, hieraus das Fenstergitter der Grabeskapclle anfaßt und unter Anrufung des Heiligen ihm eine Bitte vorträgt, dem wird sie gewiß gewährt. Er macht Kranke gesund, erlöst Gefangene aus ' ihren Kerkern, zumal wenn sie in die Hände der Ungläubigen fie­

len, bringt Gestohlenes an seinen rechtmäßigen Eigenthümer zurück und zeigt sich noch in vielen anderen Dingen als wohlthätig.

Die Wcihfcste des Heiligen sind von eigener Beschaffenheit. Von nah und fern strömt die Menge herbei, aber es sind vorzüg­lich die Frauen, welche hier ihr Wesen treiben. Acht Tage lang wimmelt es von Kaufleuten, Soldaten, Musikern, Gaunern, Taschen­spielern, öffentlichen Dirnen und dergleichen Gcsindel. Es wird eine großartige Fanthaste gefeiert. Alle Franen dürfen hier die Dauer des Festes hindurch, und zwar ungekränkt der Rechte ihrer Ehemänner, frei über ihre Reize verfügen (?) *). Jeder findet Ge­hör, denn Niemand darf eine Bitte abschlagen, der Heilige thut dies ja auch nicht. So artet das Fest zur Verehrung des heiligen

*) Das widerspricht freilich ganz den türkischen und arabischen Grund­sätzen in Bezug auf die Frauen. Und doch soll es so sein. Ich bedaure sehr, daß ich nie Gelegenheit fand, die Muhtet el Saaid selbst zu be­suchen, obgleich es mein Wunsch war.