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Schech in eine förmliche Orgie auS, an welcher Hohe und Niedere, Vornehme und Geringe Theil nehmen. —
Schon am frühen Morgen des 18. Februar brachen wir auf und ritten nach dem ungefähr drei Stunden entfernten Städtchen Samanuht, um dort eine Barke zu suchen. Der Regen ereilte uns »ritten auf dem Wege; wir kamen durchnäßt in dem unbedeutenden Flecken an. Ich miethete für die Summe von drei Thalern eine Barke bis Damiaht, schiffte mich mit unserem Gepäck ohne Verzug ein und fuhr nach der wenige Stunden flußabwärts gelegenen Stadt Mansuhra, wo wir wegen heftigen Gegenwindes liegen bleiben mußten. Erst nach Mitternacht trat Windstille ein, später wurde der Wind günstig und brachte uns mit dem Grauen des Morgens nach Damiaht.
Der Baron Müller hatte in Kairo vor seiner Abreise auch noch ein neues Mitglied für meine zweite Reise nach dem Sudahn angeworben. Es war der uns schon bekannte Baron von Wrede, ein wissenschaftlich gebildeter Mann, welcher zwölf Jahre in Egyp- ten gelebt hatte und die Sitten und Gebräuche des Landes vollkommen kannte. Er hatte große Reisen gemacht, ganz Syrien, Palästina, Kleinasien, die Türkei und das glückliche Arabien durchwandert und konnte uns von größtem Nutzen werden. Seine nur im Interesse der Wissenschaft — und zwar der Länderund Völkerkunde — unternommene Reise nach dem Hcdjahs gehört zu den gefährlichen Touren dieser Art. Der Fanatismus der Jemencsen, jener strenggläubigen Mahammedancr, ist bekannt genug. Oft konnte Wrede nur, indem er sich für einen Maham- medaner ausgab und alle Gebräuche derselben sorgfältig beobachtete, weiter kommen. Mehrere Male war er in wirklicher Lebensgefahr. Er durchreiste das Land in allen Richtungen, besuchte nicht nur das glückliche und peträischc Arabien, sondern auch das bisher säst gänzlich unbekannte Hochland Hadramaut, und arbeitete mit äußerster Sorgfalt eine geographische Karte und eine umfassende Neisebeschrcibung aus. Schon auf der Rückreise nach Kairo