Dokument 
Zweiter Theil
Entstehung
Seite
225
Einzelbild herunterladen

225

Abends wurde noch ein Fackelzug angeordnet, bei dem ich mich durch einige Schüsse sehr in Gunst setzte.Sieh, Herr, die herr­liche Fanthasie, schieße nur noch einmal", bat das Volk. Ich willfahrtete dem Begehr und erntete allgemeine Zufriedenheit.

Am 10. Mai. In letzterer Zeit machten wir mehrere Male Jagd auf die Wildschweine, welche es in den Rohrdickichten am See in großer Anzahl gibt. Wir erlegten jedoch nie eins dieser Thiere, obgleich wir viermal zum Schusse kamen und drei sehr große Sauen anschössen. Die Araber schilderten uns die Bestien als blindwüthcnd und sehr gefährlich. Vorgestern schoß der Diener Aali Nachts eine gestreifte Hyäne bei einem Aase. Außerdem machten wir oft Jagdparticen auf Füchse, von denen wir fast je­des Mal einige erlegten.

Am 25. Mai verließen wir Materie und gingen nach Da- miaht zurück, wo ich meine alte Wohnung wieder bezog. Bei län­gerem Aufenthalte lernte ich diese nun auch näher kennen. Unser Haus hatte zwei hohe Stockwerke und war hier und da schon ziemlich verfallen. Unten befanden sich Magazine, in denen man viele hun­dert Centner Reis aufbewahrte. Die Thüren und Fenster der Ma­gazine und Wohnungen liefen nach einem geräumigen Hofraume aus, von welchem zwei Thore auf die Straßen der Stadt führten. Jeder der Flügel hatte einen breiten, durch Oberlicht erleuchteten, aber etwas dunklen Korridor, auf welchen sich die einzelnen Thü­ren zu den verschiedenen Wohnungen öffneten. Alle auf den Kor­ridor führenden Oeffnungen waren durch dichtes Gitterwcrk vor dem unberufenen Auge eines Fremden geschützt; jede Familie lebte streng abgesondert, nur eingeführte und bekannte Freunde konnten Eintritt in die beständig verschlossenen Räumlichkeiten erhalten. Das ganze Gebäude hatte etwas Düsteres, Klosterartiges und Geheimnißvolles. Wer auf dem mir gegenüberliegenden Korridor wohnte, konnte ich nie erfahren; meine Nachbarn lernte ich nach und nach kennen, aber nur deshalb, weil ich mich fleißig auf's Spähen legte und die höchste Terrasse, von welcher ich die übrigen größtentheils übersehen konnte, besaß. Der erste Raum enthielt eine griechische Kapelle, im zweiten wohnten die dabei angestellten Geistlichen, welche zu- II. 15