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Zweiter Theil
Entstehung
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gleich das Lehramt der Kinder übten, dann kamen zwei Wohnun­gen , welche levantische Familien beherbergten und nun erst die mei- nige; weiter nach hinten wohnten wieder arabische Christen und zuletzt der Vater des Europäers Filiponi, welchen wir schon kennen lernten.

Den Letzteren besuchte ich ohne weitere Umstände. Er war ein einfacher Italiener und führte die ärgste Junggesellenwirthschaft, welche ich jemals zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. Fili­poni war der Schreiber von drei verschiedenen Vizckonsuln Da- miaht's. Seine frühere Geschichte erzählte er nicht gern. Er war in Konstantinopel mit guter Besoldung angestellt, lernte aber dort, wie er sagte, zu seinem Unglücke eine junge, reizende, leider schon mit einem Anderen verlobte Italienerin kennen, verliebte sich in sie und entführte sie nach Smyrna. Die Verwandten der Dame ver­folgten ihn, er mußte flüchten und gelangte zuletzt nach Egypten. Hier lebte er erst lange in Alerandrien, zog aber später mit seiner Frau, welche ihn inzwischen mit zwei Söhnen beschenkt hatte, nach Damiaht. Wie er dort mit ihr gelebt habe, erzählte er nie, wohl aber, wie er sie sich endlich vom Halse geschafft und nach Konstan­tinopel zurückspedirt habe. Er blieb bei einer kärglichen Besoldung von nur zwanzig Thalern monatlich in Damiaht. Oft luden wir ihn auf eine Flasche Wein zu uns ein und wenn ihm dann der edle Rebensaft so recht zum Herzen mundete, störten wir ihn mit der scherzhaften Anrede auf:Herr Filiponi, ein Glas auf das Wohl ihr Frau Gemahlin!" Eilig forderte er dann ein Glas Nilwasfer und trank es aus,denn", sagte er,zu diesem Zwecke ist der köstliche Cyperwein zu gut."

Die griechischen Geistlichen, von Geburt Syrier, besuchten mich mehrere Male in meiner Wohnung; es waren höchst unge­bildete Leute, welche Arabisch, als ihre Muttersprache, wohl ver­standen, aber nur so viel Griechisch gelernt hatten, um eine Messe lesen zu können. Sie lebten im strengen Cölibate.

Schwerer war es, mit meinen nächsten Nachbarn bekannt zu werden. Auf der höchsten Stelle des ganzen Gebäudes, dem Dache eines aus meiner Terrasse stehenden Stäbchens, saß ich Abends