Im Verlaufe unserer langweiligen Reise gab es, außer der eben erzählten, noch manche andere heitere Scene, welche uns unsere Lage auf kurze Zeit vergessen ließ. Diese war nicht beneidenswert!). Der Wind besserte sich keineswegs und war, obgleich er nicht zum Sturme anwuchs, immerhin kräftig genug, unser Schiff wie einen Spielball hin- und herzuschleudern und mit Wellen zu überschütten. Unsere Matrosen schöpften das hineinbringende Wasser fleißig aus, aber ihre Arbeit wollte gar nicht enden. Die durchnäßten Passagiere fluchten oder klagten über das tückische Meer. Das Schiff lavirte beständig; die Nacht brach herein, ehe wir uns zwei Meilen vom Hafen Damiaht's entfernt hatten. Zum Glück verschonte uns Deutsche die Seekrankheit, sei es wegen unserer glücklichen Constitution oder des in Menge genossenen Präservativen Cypcrweines. Und dieser mußte uns schließlich auch als Schlaftrunk dienen; im nüchteren Zustande wären wir zum Schlafen unfähig gewesen.
Am folgenden Tage erwachten wir erst, als die Sonne schon längst aus dem Meere aufgetaucht war. Der Wind hatte nachgelassen, wurde jedoch bald wieder eben so heftig, wie gestern. Die gebadete, seekranke Reisegesellschaft sah zum Erbarmen aus, aber — „wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen" — gerade die traurigen Gesichter erheiterten und belustigten uns. Unsere Reise dauerte vier volle Tage und wurde zuletzt Allen zu lang. Das unzählige Male wiederholte Wenden des Schiffes, die langweilige Fahrt längs der Küste, welche wir bald dicht vor uns, bald in einer unersetzbaren Entfernung hatten, und dies sich gleichbleibende ungünstige Wetter erschöpften unsere Geduld.
Endlich am fünften Tage der Fahrt besserten sich unsere Umstände, wir waren bei Sonnenaufgang gerade auf der Höhe von Röschred (Rosette), dessen hohe, von Palmen umstandenen Minarets wir vom Schiffe aus sehen konnten. Das Meer war in der Nähe der Mündung des Nilarmes sehr trübe, obgleich der Strom seinen niedrigsten Stand erreicht hatte und wenig, aber ziemlich reines Wasser enthielt. Zur Zeit der Überschwemmung ist die Menge des in's Meer strömenden Nilwassers so groß, daß