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Zweiter Theil
Entstehung
Seite
232
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Im Verlaufe unserer langweiligen Reise gab es, außer der eben erzählten, noch manche andere heitere Scene, welche uns un­sere Lage auf kurze Zeit vergessen ließ. Diese war nicht benei­denswert!). Der Wind besserte sich keineswegs und war, obgleich er nicht zum Sturme anwuchs, immerhin kräftig genug, unser Schiff wie einen Spielball hin- und herzuschleudern und mit Wel­len zu überschütten. Unsere Matrosen schöpften das hineinbringende Wasser fleißig aus, aber ihre Arbeit wollte gar nicht enden. Die durchnäßten Passagiere fluchten oder klagten über das tückische Meer. Das Schiff lavirte beständig; die Nacht brach herein, ehe wir uns zwei Meilen vom Hafen Damiaht's entfernt hatten. Zum Glück verschonte uns Deutsche die Seekrankheit, sei es wegen unserer glücklichen Constitution oder des in Menge genossenen Präservati­ven Cypcrweines. Und dieser mußte uns schließlich auch als Schlaf­trunk dienen; im nüchteren Zustande wären wir zum Schlafen un­fähig gewesen.

Am folgenden Tage erwachten wir erst, als die Sonne schon längst aus dem Meere aufgetaucht war. Der Wind hatte nachge­lassen, wurde jedoch bald wieder eben so heftig, wie gestern. Die gebadete, seekranke Reisegesellschaft sah zum Erbarmen aus, aber wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen" ge­rade die traurigen Gesichter erheiterten und belustigten uns. Un­sere Reise dauerte vier volle Tage und wurde zuletzt Allen zu lang. Das unzählige Male wiederholte Wenden des Schiffes, die lang­weilige Fahrt längs der Küste, welche wir bald dicht vor uns, bald in einer unersetzbaren Entfernung hatten, und dies sich gleichbleibende ungünstige Wetter erschöpften unsere Geduld.

Endlich am fünften Tage der Fahrt besserten sich unsere Um­stände, wir waren bei Sonnenaufgang gerade auf der Höhe von Röschred (Rosette), dessen hohe, von Palmen umstandenen Mi­narets wir vom Schiffe aus sehen konnten. Das Meer war in der Nähe der Mündung des Nilarmes sehr trübe, obgleich der Strom seinen niedrigsten Stand erreicht hatte und wenig, aber ziemlich reines Wasser enthielt. Zur Zeit der Überschwemmung ist die Menge des in's Meer strömenden Nilwassers so groß, daß