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Zweiter Theil
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geben. Der kleine AabahS wollte nicht, daß sein großer Ahn noch im Tode geehrt würde.

Tags darauf wurde der Leichnam des Verstorbenen in einem mehr als einfachen Sarge von gewöhnlichen Lastträgern durch die Straßen Alerandriens nach der Mahmudie gebracht. Hier wartete ein eigenes Dampfschiff, um Mahammed-Aali's sterbliche Reste nach Kairo zu bringen, wo sie in der von dem Verstorbenen auf der Citadelle erbauten Moschee beigesetzt werden sollten. Ein großer Menschenzug begleitete die Leiche, bekam aber nur dadurch, daß viele Europäer dabei waren, etwas Feierliches. Die lebhaf­teste Theilnahme sprach sich überall unverhohlen und nicht zu Gun­sten AabahS-Pascha's aus. Said-Pascha wollte die Leiche sei­nes Vaters zu ihrer Gruft begleiten. Er kam zur Mahmuhdie und sah die erbärmlichen Anstalten zur Feier eines so ernsten Tages, welche der unwürdige Enkel Mahammcd Aali's angeordnet hatte. Da konnte er sich nicht entschließen, mit nach Kairo zu gehen und blieb, Krankheit vorschützend, im gerechten Zorne in Alerandrien.

Am 16. August erhielt ich Briefe aus der Heimath mit der Nachricht, daß sich mein Bruder Oskar entschlossen habe, mich in's Innere zu begleiten. Der Gedanke, bald meinen Bru­der bei mir zu haben, erfüllte mich mit großer Freude. Ein Bru­der im fremden Lande ist einem Freund, Gefährte und Nathgeber, er ist Der, welchem man in jeder Lage offen vertrauen, dein man sich vollkommen hingeben kann. Ich hoffte nun mit wahrer Sehn­sucht auf die Ankunft der mir vom Baron Müller versprochenen Reisegefährten. Er vertröstete mich von einem Dampfschiffe zum anderen. An der Ausrüstung zur Reise arbeitete ich nach allen Kräften. Zwei junge deutsche Tischlergesellen wollten mich in's In­nere begleiten, ich nahm sie gern in Dienst. Jetzt arbeiteten sie daran, Reisekisten und andere nothwendige Gegenstände für die Expedition" anzufertigen. Es fehlte uns Allen nicht am guten Willen, wohl aber noch an Geld, Reisegefährten, Waffen und Instrumenten, was wir Alles nur aus Deutschland erhalten könn-